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Woraus besteht die Unantastbarkeit der Würde? Ausstellung „Würdemenschen“ macht Würde sichtbar

„Es freut mich, dass Sie heute den Weg ins Bistumshaus gefunden haben und wir gemeinsam die oft als unantastbar hingestellte menschliche Würde in den Blick nehmen“, begrüßte Dr. Manfred Böhm, Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum Bamberg die Gäste der Ausstellungseröffnung „Würdemenschen“. „Wir tun das mittels künstlerischer Verdichtung, die wir dem Künstler Jörg Amonat zu verdanken haben“, so Böhm weiter. Er und sein Team holten das partizipative Kunstprojekt unter Mitwirkung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung nach Bamberg. „Es geht nicht akademisch und abstrakt und damit von oben betrachtet um die Würde des Menschen, sondern um den konkreten einzelnen Menschen und dessen Erfahrung der eigenen Würde.“ Rund 45 Ausstellungstafeln stellen die „biographische Verwobenheit dessen, was wir Würde nennen“ in den Mittelpunkt.

Als Betriebsseelsorger kennen Böhm und seine Mannschaft die Sorgen, Nöte und beruflichen Umstände der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, er weiß daher: „Auch in der Arbeitswelt kommt die Würde nicht selten unter die Räder. Allzu oft muss die Würde der blanken ökonomischen Verwertung weichen. Das ist keine Situation, mit der wir zufrieden sind.“ Die Ausstellung von Jörg Amonat setze hier einen Kontrapunkt.

Der Künstler selbst versteht „Würdemenschen“ als ein partizipatives Projekt, „das heißt, es sind viele Menschen beteiligt, die es mitgestalten und am Formprozess beteiligt sind.“ Intensive Gespräche mit Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen sind der Grundbaustein des Projektes. „Ich bin in ein Geburtshaus und in Hospize gegangen, ich war in Grundschulen und Gymnasien, in christlichen Gemeinden und in einer Moschee, bei Fußballfans, in einem Frauenhaus und einem Obdachlosentreff. Ich habe mit Polizisten gesprochen und mit Häftlingen im Gefängnis.“ Aus dieser Vielfalt setzt sich das Projekt Würdemenschen zusammen.

Das Projekt hat zwei Ebenen: die private, angeregt durch die Gespräche, die beim Einzelnen weiterwirkt und die öffentliche, die in der Ausstellung zu sehen ist. „Würde muss sich zeigen und der öffentliche Diskurs, der durch das Projekt angeregt wird, ist eine Form der Präsenz“, so der Künstler.

Als Kooperationspartnerin und auch Projektteilnehmerin berichtete Cornelia Lumpe von der Kontakt-Stelle für Arbeitslose in Erlangen über ihre ganz persönlichen Erfahrungen des Würdemenschen-Projektes. An der Zusammenarbeit mit Jörg Amonat schätzte sie vor allem seine Gabe „jedem Menschen – egal ob Arbeitsloser oder Bürgermeister - ohne Wertung zu begegnen und ihm so seine eigene Würde bewusst werden zu lassen.“

Bestandteil der Eröffnung war eine Text-Collage, musikalisch begleitet vom Saxofonisten Christian Reinhard. Zu hören waren verschiedene Stimmen von Projektteilnehmer*innen zum Thema, unter anderem eine Passage mit Bürgergeldbezug: 
„Für Bildung sind bei Erwachsenen 1,81 Euro pro Monat vorgesehen, das sind im Jahr 21,72 Euro. Für einen Kurs bei der Volkshochschule sind unter Umständen mehrere Jahre Sparen angesagt. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren gibt es für Bildung 0,74 Euro pro Monat. Würdelos.“

Die Ausstellung läuft bis zum 30. Juli 2023 und kann montags bis freitags von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Begleitprogramm zur Ausstellung: Zwei Gottesdienste in der St. Martin Kirche, Bamberg am 23.07.2023, 11:00 Uhr und 19:00 Uhr