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Schuldensünder? Wer sündigt hier?

Schon vor Monaten frage ich beim Stammtisch die griechische Wirtin, was sie von den Verwandten in Griechenland erfährt. „Es wird immer schlimmer!“ Und wer sich heute erkundigt hört, dass Löhne und Renten massiv sinken, dass es mehr Arbeitslose gibt. Presse und Fernsehen bringen diese Tatsachen nur schwach rüber. Da wird zu streikenden Menschen immer auch die (seltene) Randale gezeigt. Aber die Troika wird’s denen schon zeigen!

Schon vor Monaten frage ich beim Stammtisch die griechische Wirtin, was sie von den Verwandten in Griechenland erfährt. „Es wird immer schlimmer!“ Und wer sich heute erkundigt hört, dass Löhne und Renten massiv sinken, dass es mehr Arbeitslose gibt. Presse und Fernsehen bringen diese Tatsachen nur schwach rüber. Da wird zu streikenden Menschen immer auch die (seltene) Randale gezeigt. Aber die Troika wird’s denen schon zeigen!

Viel öfter lesen und hören wir von den faulen Griechen, von der Schlamperei und der Korruption. Und für diese Sünden sollten wir zahlen? Da muss man hart bleiben, heißt es in den Schlagzeilen. Die Schuldenmacher sitzen ja in den Regierungen und die sollen endlich das gleiche machen, was Deutschland angeblich so gut durch die Krise von 2008 und 2009 geführt hat: Sparen, Schuldenbremse, Arbeitsmarktreformen.

Aber: Wer hat denn eigentlich seit 10 Jahren bei uns drauf gezahlt? Sicher nicht die obersten zehn Prozent. Jede Statistik zeigt, dass sie immer reicher werden. Sogar die Bundesagentur für Arbeit kann nicht mehr verschweigen, dass LeiharbeiterInnen die Verlierer sind. Und Sozialverbände sagen, dass die Regelsätze beim Arbeitslosengeld II immer noch verfassungswidrig sind. Jede/r Rentner/in weiß, dass im Geldbeutel immer weniger drin ist. Das soll sich Griechenland, Spanien, Italien und bald auch Belgien zum Vorbild nehmen?

Hat diese harte Haltung gegenüber den meisten Menschen etwas mit christlich zu tun? Vor einigen Wochen gab es im Evangelium die Erzählung vom unbarmherzigen Gläubiger. Er hat die Großzügigkeit seines Gläubigers nicht an seinen kleinen Schuldner weitergegeben. Dafür wurde er hart bestraft. (Mt 18, 21-35). Müsste nicht auch eine Politik hart bestraft werden, die die Mehrheit der Menschen bei uns, europa- und weltweit für die Gewinne der Anleger und Spekulanten zahlen lässt? Viele kluge Kommentatoren fürchten, dass die Demokratie dadurch in Gefahr gerät. So auch Papst Benedikt XVI in seiner Enzyklika vom Juli 2010.

Die systembedingte Zunahme der Ungleichheit unter Gesellschaftsgruppen innerhalb eines Landes und unter den Bevölkerungen verschiedener Länder bzw. das massive Anwachsen der relativen Armut, neigt nicht nur dazu, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu untergraben, und bringt auf diese Weise die Demokratie in Gefahr. Auch auf wirtschaftlicher Ebene wirkt sie sich negativ aus: (CiV Nr. 32)

Daher sollten gerade Christen auf die Straße gehen und protestieren. Bei der Sozialmeile in Nürnberg am achten Oktober waren jedenfalls kirchliche Gruppen dabei. Weil sie es ernst nehmen, was Bibel und Sozialverkündigung fordern: Mehr Gerechtigkeit bei uns und europaweit.

DGB -Sozial-Manifest - Flyer (pdf, 2 MB)