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Bamberger gegen Neonazis

Menschenkette und „Fest der Demokratie“

Bamberg (ds). Auf den NPD-Parteitag, der am 4. und 5. Juni in der Konzerthalle stattfand, reagierten die Bürger aus Stadt und Region mit einem friedlichen und kreativen Protest. So riefen die im „Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus“ organisierten Verbände, Gewerkschaften und Religionsgemeinschaften dazu auf, am Freitagabend eine großräumige Menschenkette um die Konzerthalle zu bilden und am Samstag feierten die Bamberger an der Weide das „Fest der Demokratie“.

Bamberg (ds). Auf den NPD-Parteitag, der am 4. und 5. Juni in der Konzerthalle stattfand, reagierten die Bürger aus Stadt und Region mit einem friedlichen und kreativen Protest. So riefen die im „Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus“ organisierten Verbände, Gewerkschaften und Religionsgemeinschaften dazu auf, am Freitagabend eine großräumige Menschenkette um die Konzerthalle zu bilden und am Samstag feierten die Bamberger an der Weide das „Fest der Demokratie“.

Am Freitag, 4. Juni, trafen sich – ab 16:30 Uhr – an die 3500 Menschen an den zehn Sammelpunkten rund um die Konzerthalle, um dann – um 17:05 Uhr – die Kette zu schließen und so einen großflächigen Ring um die Halle zu ziehen. Gleichzeitig läuteten alle Kirchenglocken in Bamberg. An dem Protest beteiligten sich Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen. Man sah Jugendliche, Senioren und viele junge Familien mit Kinderwagen, ebenso wie aktive und ehemalige Bundes- und Landtagsabgeordnete, Vertreter vieler Fraktionen des Bamberger Stadtrats, den Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und fränkische Bürgermeister der „Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg“. Die Menschen stimmten Lieder an und immer wieder begannen und verebbten Laola-Wellen.

Insgesamt 34 Organisationen, Parteien und Gruppen waren an den Sammelpunkten tätig, um das Gelingen der Kette zu gewährleisten. Eine der Sammelstellen wurde von der KAB Bamberg betreut, die Mitglied des „Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus“ ist. KAB-Geschäftsführer Ralph Korschinsky, einer der Organisatoren der Menschenkette, zeigte sich beeindruckt von der hohen Anzahl der Teilnehmer an dieser Protestaktion.

Der darauf folgende Samstag war von dem „Fest der Demokratie“ bestimmt, das den „Platz der Demokratie“, der zwischen Markusstraße und Kongresshalle lag, ausfüllte. Hier gab es Spezialitäten aus aller Welt, ein Kinderfest, Informationsstände, Musik und eine Kundgebung. Für diesen Zweck war an der Weide eine Bühne aufgestellt worden, auf der Musikgruppen spielten und Ansprachen gehalten wurden. Um 14:00 Uhr begann eine multireligiöse Feier gegen Rechtsextremismus, die unter dem Motto „Gesegnet in Vielfalt“ stand.

Die Veranstaltung wurde von Werner Schnabel vom Bamberger Bündnis und Oberbürgermeister Andreas Starke eröffnet. Schnabel appellierte in seiner Rede an die Verantwortung des Einzelnen, dafür einzutreten, dass so etwas wie der Nationalsozialismus in Deutschland nie wieder passiere. OB Starke bedankte sich bei den Bambergern für die „beeindruckende Menschenkette“ – Bamberg habe der NPD deutlich gemacht, dass sie unerwünscht sei. Es sei richtig gewesen, den NPD-Parteitag nicht zu bagatellisieren oder zu ignorieren – die Bürger hätten bewiesen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen.

Die sich anschließenden Auftritte der Regensburger Band „Ruam“, von dem Erlanger „Lui“ Werner und den „Saftigen Zwiebelringen“ wurden von drei Redeblöcken unterbrochen, in denen verschiedene Vertreter der nordbayerischen Bündnisse zu Wort kamen.

Sie forderten zu Mut und Einigkeit in der Abwehr des Rechtsextremismus auf. Demokraten hätten den längeren Atem und dürften sich im Kampf gegen die Rechten nicht spalten lassen. Denn Faschismus sei keine Meinung, sondern eine Krankheit, ein Verbrechen. Deshalb wurde auch ein sofortiges NPD-Verbot angemahnt und die Einstellung der finanziellen Unterstützung dieser Partei aus Steuermitteln.

Mirjam Elsel von der Interreligiösen Fraueninitiative moderierte dann das zweistündige, multireligiöse Gebet, das – neben den einzelnen Beiträgen – auch musikalische Akzente setzte. So waren Posaunenchöre, Glocken, muslimische Gebetsrufe und christliche Lieder zu vernehmen.

Dr. Yael Deusel, die Zweite Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde wies darauf hin, dass Frieden nicht von alleine komme, wenn Vertrauen nicht auf Gegenseitigkeit beruhe. Insofern sei es wichtig, NPD-Aktivitäten nicht einfach so hinzunehmen. Pfarrer Matthias Wünsche (Gaustadt), Otfried Sperl (St. Stephan), Jutta Müller-Schnurr (Evangelische Studierenden-Gemeinde) und Pastoralreferent Klemens Dorrmann beschäftigten sich mit dem Thema Hoffnung. So hätten Christen die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander. Wo allerdings durch extreme und gewalttätige Elemente diese Hoffnung geschändet werde, da dürften Christen nicht schweigen und müssten sich energisch zu Wort melden.

Über die „Gemeinsamkeit in der Unterschiedlichkeit“ reflektierten der Ditib-Imam Ihsan Ucar und Dr. Abd el-Halim, der die arabisch vorgetragene Koranrezitation übersetzte und erläuterte. Da im Koran der Mensch im Mittelpunkt stehe, müsse man Humanität, Menschenwürde und Toleranz verteidigen.

Die Interreligiöse Fraueninitiative wob zum Ende der multikulturellen Feier ein symbolisches Netz, das Frauen der unterschiedlichsten Kulturen verband und für ihre Kernaussage stand, dass Begegnung immer der erste Schritt zum Verständnis sei.

An den beiden Protesttagen besuchten insgesamt 5000 Menschen die diversen Veranstaltungen.

Dietmar Stark, Öffentlichkeitsreferent d. KAB