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KAB Maikundgebung in Neukenroth

Auch die Wohlhabenden und Reichen haben in Europa eine soziale Verpflichtung

KAB-Mai-Großkundgebung in Neukenroth mit Dr. Manfred Böhm, Leiter der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg. KAB Diözesanpräses Albert Müller hielt die Festpredigt.

Foto: G. Fleischmann

Auch die Wohlhabenden und Reichen haben in Europa eine soziale Verpflichtung

KAB-Mai-Großkundgebung in Neukenroth mit Dr. Manfred Böhm, Leiter der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg. KAB Diözesanpräses Albert Müller hielt die Festpredigt.

Neukenroth – Die KAB-Großkundgebung der Kreisverbände Kronach-Hof und Lichtenfels-Coburg-Kulmbach, musikalisch umrahmt von der Bergmannskapelle Stockheim unter der Leitung von Hans Löffler,  stand am 1. Mai unter dem Motto „Gerechte Löhne - starker Sozialstaat – soziales Europa“. Gleich zwei hochkarätige Redner, und zwar Dr. Manfred Böhm, Leiter der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg sowie KAB-Bezirkspräses  Albert Müller, stellten die Forderung auf, dass der wirtschaftliche Aufschwung bei allen ankommen müsse. Ganz entschieden plädierten sie für gerechte Löhne.
In Deutschland gebe es ein gravierendes Verteilungsproblem – an Vermögen, an Einkommen, an Arbeit und damit an Lebenschancen für die Menschen, betonte Manfed Böhm. Die zunehmende soziale Spaltung in Arme und Reiche gefährde den sozialen Frieden und die gesellschaftliche Stabilität. Um die menschliche Würde für alle zu sichern, brauche es eine gerechtere Verteilung des Volksvermögens, es brauche eine breitere Verteilung der vorhandenen Arbeit und es brauche einen starken Sozialstaat. Dazu sei es wichtig, die Wohlhabenden und Reichen stärker als bisher zur Finanzierung des Gemeinwohls heranzuziehen. Dr. Manfred Böhm: „Von daher fordern wir als KAB die Anhebung des Spitzensteuersatzes auf 50 Prozent und die Wiedereinführung der privaten Vermögenssteuer.“
Die KAB setze auf ein Europa der sozialen Gerechtigkeit, ein Europa , das die soziale Spaltung zwischen den materiell Hochprivilegierten und den sozial Abgehängten nicht einfach hinnimmt. Dazu schlussfolgerte der Redner, dass nur eine gerechte Lastenverteilung ein stabiles Europa für alle schaffe. Vor allem dürfe die politische Souveränität nicht den Finanzmärkten und den von ihnen privilegierten Finanzeliten überlassen werden. Manfred Böhm: „Wir erwarten von der Politik, dass sie Europa aus der Geiselhaft der Finanzmärkte befreit. Ohne funktionierenden Sozialstaat droht uns eine Politik des Schweinetrogs: Die Sau mit dem größten Rüssel kriegt die größten Brocken.“
Scharf ging der Betriebsseelsorger mit der Politik ins Gericht, denn sie habe es zugelassen, dass die Reichen sich von der Finanzierung des Gemeinwohls seit Jahren immer mehr zurückgezogen haben. Hier liege der eigentliche Hund begraben. Denn die Politik spare bei den kleinen Leuten, senke das Rentenniveau, setze das Renteneintrittsalter hoch, habe Hartz IV eingeführt, weil sie Steuergeschenke an die Wohlhabenden dieser Gesellschaft weggegeben habe. Schließlich sei die Vermögenssteuer abgeschafft, die Erbschaftssteuer reduziert und der Spitzensteuersatz gesenkt worden. „Nicht wir leben über unsere Verhältnisse, die Reichen leben über unsere Verhältnisse“, schlussfolgerte Dr. Böhm unter großem Beifall. 
Abschließend stellte der Hauptredner deutlich heraus, dass es bei der Frage nach einem gerechten Lohn, nach einem starken Sozialstaat und nach einem sozialen Europa letztlich um den Schutz der menschlichen Würde gehe. Die menschliche Würde sei uns so unendlich wertvoll, dass sie niemals mit Geld aufgewogen werden könnte. „Damit widersprechen wir entschieden dem Glaubensbekenntnis des Kapitals, das den Wert, auch den menschlichen Wert, immer in Geld rechnet“.

Gerd Fleischmann

Neukenroth - Zum Auftakt des traditionellen KAB-Arbeitnehmertreffens fand in der überfüllten Pfarrkirche St. Katharina ein Festgottesdienst statt, der von Bezirkspräses Albert Müller, Kreispräses Baptist Schaffer, Pater Waldemar und Diakon Herbert Mayer (Mainroth) zelebriert wurde. Kirchenmusiker Rainer Endres sorgte für die musikalische Umrahmung.
Der Bezirkspräses bedauerte, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer werde – bei uns, in Europa und weltweit. Die KAB habe in ihrer über einhundertjährigen Geschichte stets die soziale Herausforderung angenommen und Antworten aus dem Geist des Evangeliums und der kirchlichen Sozialverkündigung gesucht. Die Antwort sei eindeutig, so der Geistliche, denn es gebe ein Recht auf menschenwürdige und gute Arbeit. Es gebe aber auch ein Recht auf einen Lohn, von dem Mann und Frau und Kinder leben können. Insbesondere habe die Finanzkrise viele Lebensgrundlagen zerstört, der arbeitsfreie Sonntag werde für Produktion und verkaufsoffene Sonntage missbraucht. „Es muss Schluss sein mit diesen Ordnungswidrigkeiten, denn wenn die Politik zu schwach ist, gegen Wirtschaft und Kapital gegenzusteuern, braucht es die KAB und die Gewerkschaften und Menschen gleicher Gesinnung, um auf die Mandatsträger einzuwirken.“Für ein Umsteuern zwischen Reichen und Armen, zwischen Kapital und Arbeit stehe die KAB. Es ist ihr Auftrag aus dem Evangelium Christi“, so der Diözesanpräses. „Entscheiden wir uns für den Weg der Solidarität. Wählen wir die soziale Gerechtigkeit. Damit Menschen aufatmen und sich ihres Lebens freuen können.“


Nach dem Gottesdienst bewegte sich der Festzug der KAB-Ortsverbände mit ihren bunten Bannern unter Vorantritt des Bergmannskapelle Stockheim  zur Zecherhalle, die gut gefüllt war. Die Grüße der KAB Neukenroth überbrachte Uli Bernschneider, der insbesondere den Neukenrother „Zechern“ für die Gastfreundschaft in der Zecherhalle dankte.
Gaby Zeuß sowie Günter Romig vom KAB-Kreisvorstand hießen die vielen Ehrengäste willkommen. „Solidarität und Gerechtigkeit ist der Leitfaden unserer Bewegung. Dafür kämpfen wir als KAB seit Jahren an der Seite der beiden großen Kirchen, der Gewerkschaften und vieler befreundeter Verbände. Unsere Mai-Kundgebung soll hierfür ein Zeichen setzen“, so die Vorstandsmitglieder. Stockheims Bürgermeister Rainer Detsch erinnerte in seinem Grußwort an die 400-järige Bergbaugeschichte im Haßlachtal. Diese Zeit sei geprägt gewesen von ständiger Sorge um die soziale Sicherheit, die Furcht vor Krankheit, Unfall oder Tod unter Tage. „Es war ein täglicher Kampf um die Existenz der ganzen Familie“. In teilweise schweren Arbeitskämpfen erstritten sich die hiesigen Bergleute annähernd akzeptable Arbeitsbedingungen. Allerdings sei der Lohn der Arbeit stets bescheiden geblieben, so Rainer Detsch.
An der abschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Diözesansekretär Ralph Korschinsky beteiligten sich MdB Hans Michelbach, Landrat Oswald Marr, SPD-Kreisvorsitzender Ralf Pohl, Uwe Zipfel von den Freien Wählern (stellvertretender Kreisvorsitzender) sowie der Geschäftsführer vom Kronacher Job-Center, Stefan Löffler. Einig waren sich alle Beteiligten, dass die soziale Gerechtigkeit aktueller denn je sei, denn man müsse sich mit aller Kraft für gerechtere Löhne einsetzen. Vor allem müsse die Wirtschaft den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Die Unterbindung von Lohndumping sowie die Reduzierung von Leiharbeit sei anzustreben. Im Hinblick auf den Fall „Uli Hoeneߓ wurde deutlich herausgestellt, dass Steuerhinterziehung asozial und ein Vergehen sei. 

Gerd Fleischmann