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Wie Medien unsere Meinung lenken

Wie Medien unsere Meinung lenken

Eine qualitative gute Berichterstattung kann es nicht kostenfrei geben. Diese Meinung vertrat auf einem Studientag am 14. Juni im Bistumshaus St. Otto der Journalist und Autor Stefan Hebel. Thema war „Macht macht Meinung – wie Medien unsere Meinung prägen“. Veranstaltet wurde die Tagung im Rahmen der „Sozialoffensive“ von der Katholischen Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg in Kooperation mit der Betriebsseelsorge und der Kath. Arbeitnehmerbewegung - KAB.

Foto: Herr C. Wütig

Wie Medien unsere Meinung lenken

Eine qualitative gute Berichterstattung kann es nicht kostenfrei geben. Diese Meinung vertrat auf einem Studientag am 14. Juni im Bistumshaus St. Otto der Journalist und Autor Stefan Hebel. Thema war „Macht macht Meinung – wie Medien unsere Meinung prägen“. Veranstaltet wurde die Tagung im Rahmen der „Sozialoffensive“ von der Katholischen Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg in Kooperation mit der Betriebsseelsorge und der Kath. Arbeitnehmerbewegung - KAB.

Zu Beginn zählten die Zuhörer auf, wie sie sich ihre Meinung bilden: Tageszeitungen und Radiosendungen des öffentlichen Rundfunks wurden am meisten genannt, aber auch Fernsehsender und das Internet. Dabei wurde betont, dass viele Medien, wie Boulevardzeitungen und kostenlose Wurfzeitungen zwar zum Teil gelesen, aber selten zur Bildung der eigenen Meinung herangezogen werden.

Im anschließenden Vortrag setzte sich Stefan Hebel kritisch auch mit der eigenen Zunft auseinander: So bemerkte er, dass die Unabhängigkeit des politischen Journalismus nicht nur durch äußere Einflüsse sondern auch durch die eigene Praxis gefährdet sei. Besonders kritisierte er das enge Verhältnis mancher Journalisten zu Politikern, die eine neutrale Berichterstattung behindere. Dies sei  beim Berliner „Hauptstadtjournalismus“ gut zu erkennen.

Anteil an der derzeitigen Krise der Tagesszeitungen hätten aber auch die Verleger, die den Trend hin zu einer qualitativ anspruchsvollen Internetberichterstattung verschliefen. Aber selbst wenn die Zeichen der Zeit erkannt würden, behindere die „Kostenlos-Mentalität“ der Nutzer die journalistische Arbeit: „Wer Qualität verlangt aber nicht bezahlen will, trägt auch als Leser zum Verfall der Medien bei“ so Hebel. Als Alternative brachte er die staatliche Förderung für qualitativen Journalismus ein. Was beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen möglich sei, könnte auch für andere Medien gelten.

Er selbst glaube nicht an einen Untergang des Qualitäts-Journalismus. Zwar werde sich die Arbeit der Journalisten stärker ins Internet verlagern, aber es werde immer Bedarf an umfassender Hintergrundinformation geben.

Die Gefahr der Vereinnahmung der Mediennutzer sieht er vor allem darin, dass in vielen Medien der Anschein von Objektivität erweckt würde. „Journalisten treffen täglich Entscheidungen und schreiben Texte, die Ihrer Haltung entsprechen und das ist auch gut so; schlimm wird es nur, wenn man so tut, als sei dies Objektivität“, so Hebel. Den Tageszeitung empfiehlt er, sich mehr auf ihre Stärken zu verlassen: die regionale Kompetenz und das Aufzeigen von Zusammenhängen.

Im zweiten Vortrag schilderte der Journalist Klaus Angerstein vom „Fränkischen Tag“ den veränderten Alltag von Journalisten in den letzten Jahren. Neben einer deutlich schlechteren Bezahlung heute würde vor allem der Zeitdruck den Journalisten zusetzen: „Während es früher mehr Zeit für ausführliche Recherchen und zum Überprüfen der Artikel durch Kollegen gab, bleibt dazu heute kaum noch Zeit“, so Angerstein. Die Konzentration der Zeitschriftenverlage und zurückgehende Anzeigen würden ihr Übriges dazu tun.

In der abschließenden Diskussion, an der der auch der Vorsitzende des Bildungswerkes der Kath. Arbeitnehmerbewegung, Dr. Siegfried Ecker, teilnahm,  waren sich alle Podiumsteilnehmer einig: Auch wenn es für einige Tageszeitungen eng wird: Es gibt weiterhin sowohl eine große Bandbreite als auch großen Bedarf an einem Journalismus, der mit kritischer Recherche umfassend informiert. Dazu gebe es auch differenzierte Hinweise im Internet, etwa unter www.nachdenkseiten.de. Breite Berichterstattung und Information sei ein bürgerliches Grundrecht.

Christian Wütig