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Laudato si

 

Die neueste Enzyklika des Papstes

Das Lehrschreiben Laudato si, die neueste Enzyklika des Papstes, beginnt mit dem Sonnengesang des Franz von Assisi. Der Heilige „ist das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie“. Er bildet eine wichtige spirituelle Grundlage von „Laudato si“: gelobt seist du...

 

 

Die neueste Enzyklika des Papstes

Das Lehrschreiben Laudato si, die neueste Enzyklika des Papstes, beginnt mit dem Sonnengesang des Franz von Assisi. Der Heilige „ist das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie“. Er bildet eine wichtige spirituelle Grundlage von „Laudato si“: gelobt seist du...

Die Bibelstelle, der Mensch mache sich die Erde untertan, liest Papst Franziskus als Auftrag von Gott an die gesamte Menschheit, verantwortungsbewusst „mit dem Schöpfer zusammenzuarbeiten“.  Die Enzyklika wendet sich deshalb auch an „jeden Menschen, der auf diesem Planeten wohnt“.

Mit der „Sorge um das gemeinsame Haus“ - so der Untertitel -  sind nicht nur globale Umweltprobleme, sondern auch weltweite soziale Schieflagen gemeint. Beides wird eingehend analysiert und dabei immer wieder die Würde eines jeden einzelnen Menschen in den Mittelpunkt gerückt.

Die Enzyklika weist auf Vorgängerpäpste und viele Bischofskonferenzen hin, die seit Jahr- zehnten schon auf Sozial- und Umweltprobleme aufmerksam gemacht hatten. Und es wird der griechische orthodoxe ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. zitiert: “Ein Verbrechen gegen die Natur zu begehen ist eine Sünde gegen uns selbst und eine Sünde gegen Gott.“ 

Dass der Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenabschätzung Hans Joachim Schellnhuber die Enzyklika im Vatikan mit vorstellte, ist ein Zeichen dafür, dass Papst Franziskus den Dialog zu den Naturwissenschaften sucht. Er macht sich die „sehr starke wissenschaftliche Übereinstimmung“ zu eigen: die  Klimaerwärmung ist besorgniserregend.  Der Mensch verursacht eine „beispiellose Zerstörung der Ökosysteme“. Vor allem die  Industrienationen tragen eine „ökologische Schuld“ für den Klimawandel - mit all seinen bedrohlichen Folgen für Pflanzen,  Tiere und Menschen weltweit. Wenn sich etwa wegen der Erderwärmung immer mehr Wüsten bilden und wenn noch dazu Wasser zur Handelsware wird, dann erhalten immer weniger Menschen das nötige Wasser. Dies sei „eine schwere soziale Schuld gegenüber den Armen …, die keinen Zugang zu Trinkwasser haben, denn das bedeutet, ihnen das Recht auf Leben zu verweigern, das in ihrer unveräußerlichen Würde verankert ist. “

Die ausführliche, auf die Wissenschaften gestützte Analyse soll nicht so sehr als Anklage aufgefasst werden, sondern eher als Ermutigung zum Produktions-, Konsum-, ja Kultur-wandel.

Jeder Wandel beginnt, nach Meinung des Papstes, beim eigenen Ich. Jeder Einzelne muss „das innere Gleichgewicht mit sich selbst, das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen Lebewesen und das geistliche mit Gott“ zurückgewinnen. Die Fähigkeit zu forschen und Neues zu entwickeln, wird in der Enzyklika als Geschenk Gottes gewertet, mit dem verantwortungsvoll umgegangen werden muss. Der technische Fortschritt  wird an mehreren Stellen aber auch pauschal kritisiert.

Von der Politik erwartet der Papst nicht viel, wenn sie weiterhin auf Wirtschaftswachstum um des Wachstums willen setzt. Dann fehlen weiterhin weltweite Regelungen für Umwelt-schutz und ein globales Gemeinwohl. Dann beherrschen weiterhin ökonomische Globalplayers die nationalen Regierungen und Gesetzgeber. Dann vergrößert sich weiterhin der Profit einiger weniger.

Die verschiedenen sozialen und ökonomischen Fehlentwicklungen werden im Lehrschreiben auf eine Kultur des Relativismus zurückgeführt. „Wenn es weder objektive Wahrheiten noch feste Grundsätze gibt, außer der Befriedigung der eigenen Pläne und der eigenen unmittelbaren Bedürfnisse – welche Grenzen können dann der Menschenhandel, …, die organisierte Kriminalität, … haben? Ist es nicht dieselbe relativistische Denkweise, die den Erwerb von Organen von Armen rechtfertigt, …? Es handelt sich um die gleiche Logik des Einweg-Gebrauchs, der so viele Abfälle produziert, nur wegen des ungezügelten Wunsches mehr zu konsumieren, als man tatsächlich braucht.“

Der Papst tritt ein für eine nachhaltige Entwicklung weltweit und für eine neue Politik zu Gunsten ärmerer Länder und der Umwelt. Denn es ist „unwürdig“ auf „der Ausplünderung der Natur zu beharren, nur um neue Möglichkeiten des Konsums und der unmittelbaren Rendite“ zu erhalten. Dagegen ist es „würdiger, … die Intelligenz einzusetzen, um … Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung zu finden.“

In der Enzyklika klingen viele Anliegen der KAB an. Papst Franziskus hält sich zwar mit Vorschlägen zur Lösung der komplexen sozio-ökologische Krise eher zurück. Nach Meinung der KAB aber ist „Laudato si“ eine geistige Grundlage, auf der das Gespräch aller Menschen guten Willens in der einen Welt möglich ist.

Marietta Schmidt