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Es gibt keine Probleme, es gibt nur Aufgaben...

Impulse in der Fastenzeit

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Aufgaben... - stand in einem Brief von Padre Jose Schicker, den er vor 15 Jahren in der Fastenzeit aus Bolivien an seine Freunde in Deutschland gesandt hat.

Jose Schicker berichtet, dass er zusätzlich zu seinen Aufgaben in der Seelsorge den Auftrag erhalten hat, die kirchliche Infrastruktur in einem neuen Siedlungsgebiet in den Ebenen von Bolivien zu schaffen.

Für nahezu 100 kleine Ansiedlungen, die auf einer Länge von ca. 120 km innerhalb kürzester Zeit entstanden sind, soll er für die aus den Berggebieten zugezogenen arbeitssuchenden 32.000 Neusiedler gemeinsam mit einem zweiten Priester die Seelsorge organisieren und „so nebenbei“ für die Neusiedler zwei Kirchen bauen.

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Aufgaben...

das ist die Überzeugung von Jose Schicker in einem Land, in dem die Drogenmafia das Geschehen bestimmt, in dem Entführungen, Erpressungen und Morde zum Tagesgeschäft gehören, in dem sozial engagierte Priester wie er tagtäglich um ihr Leben bangen müssen und in dem viele Menschen in Favelas leben und hoffen, zumindest als Tagelöhner ein wenig Geld für ihr karges Leben zu verdienen.

In Bolivien und in allen anderen Entwicklungsländern geht es in der Fastenzeit nicht darum, auf etwas „Liebgewordenes“ zu verzichten. Es geht darum, auf die dort nicht nur wenige Wochen andauernde Passionszeit der Menschen eine Antwort zu finden.

Jose Schicker appelliert an uns als Christen, vor den bestehenden Schwierigkeiten, Problemen, Nöten und Ängsten nicht davonzulaufen. Wir müssen uns diesen Hersausforderungen stellen und die im Geiste des Evangeliums anpacken, damit die Situation positiv im Sinne der betroffenen Menschen verändert werden kann.

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Aufgaben...

Unsere persönlichen Probleme und die Probleme in unserem Land erscheinen uns riesig groß. Viele in unserer Gesellschaft haben offensichtlich bereits resigniert, sich kleinlaut in ihre persönlichen Oasen zurückgezogen oder haben sich im Extremfall radikalen Gruppen angeschlossen.

Wir übersehen, dass die vielen Krisen in der Einen Welt eine wesentlich größere Sprengkraft haben als bei uns. Es geht für die riesige Mehrheit der Menschen tatsächlich ums nackte Überleben.

Jose Schicker verliert nicht den Mut. Er packt an und versucht das Unmögliche zu realisieren.

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Aufgaben...

Lassen wir uns von Jose Schicker anstecken. Stellen wir uns den Herausforderungen, den Aufgaben in unserem Land und weltweit.

Es nützt niemanden, wenn wir etwas wahrnehmen, aber darauf „verzichten“, mit unserem Handeln etwas zu verändern!

Es ist unsere Aufgabe, uns einzumischen und die Rahmenbedingungen für ein „gutes Leben für alle“ zu schaffen.

An uns liegt es, ob wir mitleiden und daraus eine bessere Welt gestalten.

Wenn wir glauben, diese Aufgaben nicht mehr schultern zu können und aufgeben wollen, dann wäre es gut, wenn wir an die Situation unserer Schwestern und Brüder in Bolivien und an Jose Schicker denken würden, denn:

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Aufgaben...

Bamberg, 18.03.2019, Winfried Zawidzki