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Joseph, ein Mann vertraut Träumen - kein Träumer!

In den Evangelien erfahren wir wenig über den heiligen Joseph. Kein Zitat von ihm ist überliefert.
Dennoch wird er als großer Heiliger in der Kirche verehrt.

Erst jüngst (8.12.2020) hat Papst Franziskus den heiligen Joseph mit einem apostolischen Schreiben („Patris corde“) neu ins Gedächtnis gerufen. Anlass war der 150. Jahrestag zur Erhebung des heiligen Joseph zum „Schutzpatron der ganzen Kirche“.

Beim Kirchenvolk (insb. bei den Arbeitnehmerverbänden) waren früher Josephi-Tag und Josephi-Feiern am 19. März beliebt und verwurzelt. Heute gilt es neu zu überlegen, was uns dieser „Schweig-
same“, dieser „Unauffällige in der zweiten Reihe“, dieser „Schattenmann“ bedeuten kann.
Oft kennen wir Joseph in den Darstellungen nur mit den Attributen Säge und Winkel oder mit einer Lilie, der Blume der Reinheit; bisweilen auch mit zwei Turteltäubchen, der Opfergabe bei „Jesu Darstellung im Tempel“.
Dem weniger geläufigen Bild des schlafenden Joseph, dem ein Engel erscheint, soll nachgegangen werden, weil es uns helfen kann, neue Zugänge zu Joseph zu entdecken.
In Verbindung mit seinen Traumerfahrungen können wir dem Charakteristischen und dem Wegweisenden von Joseph nachspüren.
Vier Mal erhält Joseph vom Engel im Traum Botschaften und Anweisungen. Erster Traum: „Nimm Maria zur Frau!“ Zweiter Traum: „Flieht nach Ägypten!“ Dritter Traum: „Kehrt zurück nach Israel!“ Vierter Traum: „Zieht in das Gebiet von Galiläa!“
Betrachten wir nun eine dieser in Stein gehauenen Traumszenen. Diese mittelalterliche Darstellung von
Joseph und dem Engel finden wir in Spanien. Sie wird dem „Meister von San Juan de la Pena“ zugeschrieben.

Betrachten wir nun das Bild zu unserem Text

• Warum gefällt mir diese künstlerische Darstellung?
• Wie spricht mich dieser Reliefausschnitt an?
• Was kann diese Art der Begegnung für mich bedeuten?


Die dezente rote Farbe des Steines vermittelt bereits eine wärmende, positive Aus-strahlung. In dieser Atmosphäre ruht Joseph auf einem Kopfkissen; er selbst ist mit einem Laken bedeckt. Joseph scheint ruhig zu schlafen. Sein Gesicht wirkt entspannt. In diesem Moment berührt ihn der Engel mit seiner rechten Hand, die er Joseph auf seinen Oberkörper – ja auf das Herz – legt. Man mag nicht
glauben, dass hier große Anweisungen gegeben werden, die Radikales verlangen; vielmehr erweckt es den Eindruck, dass der himmlische Bote mit großen und scheinbar geschlossenen Augen sich behutsam Joseph nähert. Die linke Hand des Engels berührt Josephs Kopfkissen– eine Begegnung der besonderen, behutsamen Art. Einfühlsam und vorsichtig nähert sich der Engel dem Schlafenden,
um ihm die großen Botschaften und Aufträge mitzuteilen.
Ja es braucht Zeit und Empathie für die wichtigen Dinge im Leben – das weiß auch der himmlische Bote. Und Joseph lässt sich berühren, lässt sein Herz berühren und hört auf die „Worte „von oben“. Er vertraut im Schlaf denschwierigen Worten „von außen“.

• Wem vertrauen wir gleichsam „im Schlaf“?
• Wem vertrauen wir, wenn uns schwierige Worte gesagt werden?
• Haben wir gelernt und erfahren, anderen (und Gott) zu vertrauen?

Die einleitenden Worte, die der Engel in Traum spricht, tun nicht nur Joseph, sondern uns allen gut, wenn wir überrascht werden. Wir hören: „Fürchte dich nicht!“ In diesem Satz schwingt gleichsam mit: „Hab keine Angst, hab vielmehr Vertrauen.“
Denn die Kost, die geboten wird, ist alles andere als leicht! Nimm das Leben so an, wie es ist – auch das Widersprüchliche, das Unerwartete und Enttäuschende.
Und Joseph traut und übernimmt Verantwortung für seine Familie und für den göttlichen Auftrag.
Joseph, ein Mann, der seinen Träumen vertraut und aktiv wird, macht uns klar: Auch in diesen Monaten der Pandemie wird unser Leben gestaltet und erhalten von gewöhnlichen Menschen. Sie stehen nicht im Rampenlicht. Und dennoch geht von ihnen, die in der 2. Reihe stehen, viel Gutes aus!
Sie haben verstanden: „Niemand rettet sich allein!“ (vgl. Papst Franziskus „Patris corde“,2020)
Ihnen allen gebühren Dank und Anerkennung.
Joseph, der Traumerfahrungen und dabei Schwieriges und Überraschendes zulässt, der aber mit offenen Augen seiner Wirklichkeit begegnet und persönlich Verantwortung übernimmt – diesen Joseph lohnt es neu zu entdecken!

Manuela Mähringer, KAB Verbandsreferentin

Eckhard-Joey Schneider, Betriebsseelsorger

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