Gute Arbeit sinnvoll leben
war das Thema der diesjährigen Kundgebung der KAB-Kreisverbände Kronach-Hof sowie Lichtenfels-Coburg-Kulmbach. Festrednerin war die Bundesvorsitzende der KAB Deutschlands, Regina-Dolores Stieler-Hinz.
Wilhelmsthal- Der Tag der Arbeit ein Relikt des 19. Jahrhunderts, das nicht mehr in unsere Zeit passt? Mitnichten! Der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung ist aktueller und notwendiger denn je. Dies machte die diesjährige KAB-Maikundgebung in Wilhelmsthal deutlich, war sie doch vor allem eines: eine eindrucksvolle Demonstration für die Würde und Rechte der arbeitenden Menschen weltweit!
Wir brauchen den Tag der Arbeit, um weiterhin für die Rechte der Arbeitnehmer öffentlich ein- und aufzutreten genau an den Orten, wo noch immer die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird und Wirtschaftsinteressen über menschenwürdige Arbeit gesetzt werden Deutliche Worte fand Regina-Dolores Stieler-Hinz in ihrem leidenschaftlich vorgetragenen Referat zum Thema Gute Arbeit sinnvoll leben. Aktuell kam sie auf die Situation der ausgebeuteten Wanderarbeiter in Brasilien zu sprechen. Christen seien dazu verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen. Doch auch vor unserer eigenen Haustür ist unser Einsatz für die Rechte der Arbeitnehmenden nicht obsolet geworden, zeigte sie sich sicher. Im Gegenteil: Beim von der KAB geforderten Mindestlohn habe man zwar einen ersten Sieg erzielt, aber noch längst nicht die Schlacht geschlagen. Deutschland brauche einen Mindestlohn von 9,70 Euro, um ein Auskommen mit dem Einkommen zu sichern. Für die KAB sei jede Tätigkeit Ausdruck der Teilhabe an der Schöpfung, auch wenn sie nicht monetär entlohnt werde. Wir sprechen von der Tirade der Arbeit, in der Eigenarbeit - also Kindererziehung, Pflege Angehöriger oder die eigene Weiterbildung - ebenso wie die gemeinnützige Arbeit gleichgestellt sind mit der Erwerbstätigkeit; auch gesellschaftlich anerkannt und vergütet, appellierte sie. Die Einführung eines garantierten Grundeinkommens sei eine Voraussetzung für dieses KAB-Modell der Tätigkeitsgesellschaft. Sind wir von der KAB nicht verpflichtet, immer wieder Ideen zu entwickeln, die uns unserem Ideal sozialer Gerechtigkeit näher bringen? Wer soll es dann wagen, wenn nicht wir?, fragte sie in die Runde. Man brauche Mut, an den sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu wirken, dass sie uns ein sinnvolles Leben ermöglichten. Eines unserer kostbarsten Güter sei die Zeit geworden. Mit möglichst vielen Partnern werde die KAB eine neue Arbeitszeitoffensive starten und sich für die schrittweise Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich einsetzen. Die Zeit für solch eine Diskussion sei reif. Die Wirtschaft boome. Die Gewinne der Unternehmen ließen Steuereinnahmen sprudeln. Dennoch liege Deutschland beim Anstieg der Reallöhne europaweit ganz hinten. Die Erwerbstätigen müssten endlich von ihrer guten Arbeit profitieren.
Dem Vortrag schloss sich eine rege geführte Diskussion an. Präses Herbert Mayer fragte, wie man die 30-Stunden-Woche vorantreiben will. Wir gestalten ein europäisches Bündnis, wir brauchen Multiplikatoren und Meinungsmacher, antwortete die Referentin. Laut Heinz Hausmann müssten die Frauen heute arbeiten, um einen Lebensstandard zu erreichen. Der Staat und die Kirche sollten dabei eine Vorbildfunktion bezüglich wählbarer Arbeitszeit für die Wirtschaft einnehmen. Auch auf den Mindestlohn ging Hausmann ein. Ein Mindestlohn von 8,50 Euro bewirke eine Altersarmut der Menschen. Anton Prechtl appellierte, dass zu einem sinnvollen Leben auch eine sinnvolle biologische Ernährung gehöre.
Willkommen geheißen wurden die Gäste aus Politik, Kirche und Wirtschaft von den KAB-Kreisvorsitzenden Gabriele Zeuß und Günter Romig. Sinnvoll zu leben, ist nicht einfach, meinte Zeuß. Ohne gute Arbeit sei ein sinnvolles Leben aber nicht möglich. Laut dem 1. Vorsitzenden der KAB Wilhelmsthal, Reinhold Dietrich, sei die Maikundgebung ein guter Grund um Danke zu sagen und Rechenschaft abzulegen aber auch um sich auf den gemeinsamen Weg zu besinnen und zu fragen, wie man das angetragene Erbe in die Welt hineintragen könne. Wilhelmsthals neue 1. Bürgermeisterin Susanne Grebner bezeichnete es bei ihrem ersten Termin als Freude und Ehre, dass die Maikundgebung im KAB-Haus stattfindet. Die KAB ist eine wichtige Institution, die auf eine lange erfolgreiche Geschichte zurückblicken kann, würdigte sie. Leider würden heute die Werte des 1. Mai verfälscht. Den Menschen müsste wieder nähergebracht werden, warum sich die Menschen zur KAB zusammengeschlossen haben nämlich um gleiche politische und gesellschaftliche Rechte zu schaffen.
Alle Teilnehmer waren aufgerufen, sich an der großen Puzzleaktion des Bundesverbandes zu beteiligen. Dabei sollten sie ihre Gedanken auf einem großen Puzzleteil visualisieren, was tatsächlich ein sinnvolles Leben ausmacht. 40.000 solcher Puzzle sind bundesweit in Bearbeitung, damit am 15. November 2014 das größte Sinnpuzzle der Welt zusammenfügt werden kann. Hausmann wies auf die vom 11. bis 15. Juni 2014 stattfindende Studien- beziehungsweise Pilgerreise nach Schlesien/Polen hin. Anmeldungen sind noch möglich. Für die stimmungsvolle musikalische Ausgestaltung der Maikundgebung sorgte das Bläsercorps der Kronacher Jägerschaft. Die Christliche Arbeiterjugend CAJ hatte einen Info- sowie Saftstand aufgebaut. hs
Fest-Gottesdienst
Zahlreiche Fahnen-KAB-Abordnungen waren am Morgen in die Pfarrkirche St. Josef unter Begleitung der Trachtenkapelle Wilhelmsthal eingezogen. Zelebriert wurde der Gottesdienst von Pater Waldemar Brysch, dem Präses vom KV Kronach-Hof, Baptist Schaffer und vom KV Lichtenfels-Coburg-Kulmbach, Herbert Mayer sowie Diözesanpräses Albert Müller, der auch die Festpredigt hielt. Ordnung halte die Welt zusammen und erhalte sie am Leben. Wir brauchen ordentliche Verhältnisse, um sinnvoll leben zu können, forderte er. Die KAB sei eine Bewegung für Gerechtigkeit und auch Ordnungshüter; sorge sie doch für Ordnung in einer Welt voller Egoismus, Ellenbogengedanken und überzogener persönlicher Ansprüche. Die Politik und Wirtschaft wolle die KAB nicht hören. Aber wir hätten einen uns ins Evangelium geschriebenen Auftrag. Wir werden nicht zahmer, wir werden nicht bequemer. Wir haben einen Auftrag und mir machen unsere Sache ordentlich, verdeutlichte er. Auch KAB-Mitglieder brachten sich in die Gestaltung des Gottesdienstes mit ein, der von Hans Pittroff an der Orgel musikalisch umrahmt wurde. hs