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Solidarität statt „Eigenverantwortung“!

Eine politische Diskussion in meiner Autowerkstatt. Ich sage: „Bei der Rentenversi-cherung werden wir alle hinters Licht geführt. Wir Rentner und noch mehr die späteren Generationen bekommen immer weniger am erwirtschafteten Reichtum.“ Mein Gesprächspartner antwortet: „Da wird doch immer die Eigenverantwortung gelobt, mit der man privat vorsorgen soll!“ „Ja, ja, das können sich die leisten, die zur oberen Hälfte der Bevölkerung gehören! Und von den Spekulationen mit diesen Geldern reden wir gar nicht!“

Eine politische Diskussion in meiner Autowerkstatt. Ich sage: „Bei der Rentenversi-cherung werden wir alle hinters Licht geführt. Wir Rentner und noch mehr die späteren Generationen bekommen immer weniger am erwirtschafteten Reichtum.“ Mein Gesprächspartner antwortet: „Da wird doch immer die Eigenverantwortung gelobt, mit der man privat vorsorgen soll!“ „Ja, ja, das können sich die leisten, die zur oberen Hälfte der Bevölkerung gehören! Und von den Spekulationen mit diesen Geldern reden wir gar nicht!“

Das Prinzip der Solidarität als gesellschaftliches Steuerungsprinzip, also die vom Staat organisierte -- nicht bezahlte (!) -- Umlagefinanzierung wird immer stärker aus-gehöhlt. Scheibchenweise, ganz langsam. Zu Gunsten der Marktmächtigen. Das neueste Beispiel ist die schleichende Einführung der Kopfpauschale, noch als Zusatzbeitrag getarnt. Und diese Salamitaktik ist nur schwer zu durchschauen.

Trifft da das zynische „Matthäusprinzip“ zu: „Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“(Mt 25,29)? Oder sollten wir uns nicht besser an eine andere Stelle halten, aus der Bergpredigt: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.“ (Mt 5,6) Denn das „Matthäusprinzip“ will ja im Zusammenhang der Stelle mit den Talenten nur sagen: Wer sich auf die faule Haut legt, der zahlt drauf. Aber die wenigsten Menschen sind faul, sie wollen was tun und eigene Kräfte einsetzen. Auch und gerade für andere.

Für die Sozialverkündigung der Kirche ist das Solidaritätsprinzip grundlegend. „Sie (die Solidarität) ist die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemein-wohl einzusetzen, das heißt, für das Wohl aller und eines jeden, weil wir alle für alle verantwortlich sind.“ Sagt Johannes Paul II in der Enzyklika Solicitudo rei socialis (Nr. 38). Und im Kompendium der Soziallehre steht: „der Begriff der Solidarität … bringt … die Forderung zum Ausdruck, in der Gesamtheit der Bindungen … Raum für die menschliche Freiheit zu lassen und so für ein gemeinsames Wachstum zu sorgen, an dem alle Anteil haben.“ (S. 155)

Wer seine Eigenverantwortung und seine Freiheit nur dadurch wahrnehmen kann, dass er schlecht und recht herausfindet, wo die beste Rendite bei der Privatvorsorge herausspringt, der kann gar nicht eigenverantwortlich im Sinne aller Menschen handeln.

Wenn die Rendite überhaupt höher ist als bei einer solidarischen Umlagefinanzie-rung. Dabei von Rendite zu reden, ist ja schon voll daneben. Es geht um das Wohl aller und nicht darum, das „Geld arbeiten zu lassen“. Denn Geld arbeitet nicht. Arbeiten wollen Menschen. Das gehört zu ihrer Würde.