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Gerechtigkeit geht anders.

Nach dem Gottesdienst zur Demo! In Nürnberg waren am Sonntag, dem 17. Oktober 500 Menschen vor St. Lorenz. Christinnen und Christen protestierten gegen das geplante Sparpaket der Bundesregierung. Sie hörten sich Berichte über Betroffene an, sie beteten und sangen. Aufgerufen zu dieser Demo hatte auch der DGB, wie die Zeitungen erstaunt feststellten. Kirchenobere und Kirchgänger beteten und sangen, klatschten Beifall und unterschrieben ein riesiges Protestplakat, das an verschiedenen Kirchen hängen wird.

Nach dem Gottesdienst zur Demo! In Nürnberg waren am Sonntag, dem 17. Oktober 500 Menschen vor St. Lorenz. Christinnen und Christen protestierten gegen das geplante Sparpaket der Bundesregierung. Sie hörten sich Berichte über Betroffene an, sie beteten und sangen. Aufgerufen zu dieser Demo hatte auch der DGB, wie die Zeitungen erstaunt feststellten. Kirchenobere und Kirchgänger beteten und sangen, klatschten Beifall und unterschrieben ein riesiges Protestplakat, das an verschiedenen Kirchen hängen wird.

Das ist für viele sicher neu. Aber von der christlichen Überzeugung her auch gegen eine sogenannte christlich-liberale Regierung gefordert. Denn die Tatsachen sind nicht zu leugnen: Der Riss in der Gesellschaft, die Schieflage zwischen Armgemachten und lobbystarken Reichen wird immer größer. Und das Sparpaket verschärft diese Spaltung immer weiter, auch wenn es offiziell als „ausgewogenes Zukunftspaket“ bezeichnet wird, das Wohlstand für alle erzeugen soll.  

Schon ein Blick in die Bibel zeigt, dass diese Entwicklung nicht zu akzeptieren ist. Das beginnt bei den Propheten. Sie protestierten mit scharfen Worten gegen gesellschaftliche Missstände. Hier das härteste aller Prophetenworte: "Hört dieses Wort, Ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die Ihr die Schwachen unterdrückt und die Armen zermalmt und zu Euren Männern sagt: Schafft Wein herbei, wir wollen trinken. Bei seiner Heiligkeit hat Gott, der Herr, geschworen: Seht, Tage kommen über Euch, da holt man Euch mit Fleischerhaken weg, und was dann noch von Euch übrig ist, mit Angelhaken." (Amos 4,1-2).
Auch Jesus war als Prophet nicht gerade zimperlich: „Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Macht nur das Maß eurer Väter voll! Ihr Nattern, ihr Schlangenbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?“ (Mt. 23, 31-33). Das warf er den Schriftgelehrten und Pharisäern an den Kopf, kurz nachdem er die als Tempelaufseher reichen Sadduzäer durch die Austreibung der Händler (Mt. 21,12) provoziert hatte.

Bei Papst Benedikt XVI. ist das Anliegen der Gerechtigkeit weniger prophetisch formuliert, aber dennoch sehr deutlich: „Die Soziallehre der Kirche hat immer bekräftigt, dass die Gerechtigkeit alle Phasen der Wirtschaftstätigkeit betrifft, da diese stets mit dem Menschen und mit seinen Bedürfnissen zu tun hat. Die Beschaffung von Ressourcen, die Finanzierung, die Produktion, der Konsum und alle übrigen Phasen haben unvermeidbar moralische Folgen. So hat jede wirtschaftliche Entscheidung eine moralische Konsequenz. … Darum müssen die Regeln der Gerechtigkeit von Anfang an beachtet werden, während der wirtschaftliche Prozess in Gang ist, und nicht mehr danach oder parallel dazu.“ (CiV Nr. 37) Es ist also nicht gerecht, keine Arbeitsplätze zu schaffen, sondern durch weniger Geld „mehr Anreize zur Arbeitssuche“ zu erzwingen. So wird ja das Sparen bei den Beziehern von ALG II begründet.
Im „Kompendium der Soziallehre der Kirche“ steht: „Die Gerechtigkeit ist vor allem im aktuellen Kontext wichtig, da der Wert der Person, ihrer Würde und ihrer Rechte jenseits aller Absichtserklärungen ernsthaft von der weitverbreiteten Tendenz bedroht ist, ausschließlich auf Kriterien der Nützlichkeit und des Habens zurückzugreifen.“ (Nr. 202). Dieser Kontext ist im heißen Herbst. Türken und Araber werden zu Sündenböcken gemacht, damit die eigentlich Integrationsunwilligen, also die Steuerhinterzieher und Steuerflüchtlinge, verschont werden können. Auch dafür gibt es in der Bibel Hinweise: „Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Sünden der Israeliten, alle ihre Frevel und alle ihre Fehler bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste treiben lassen und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen.“ (Lev. 16,21f)

Aber Christinnen und Christen sollten sich dagegen wehren. Es gibt eine recht einfache Grundlage der Forderung nach mehr Gerechtigkeit: „Die Güter der Erde sind für alle da“ (Gaudium et Spes 69).