KAB Bamberg

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"Ein guter Christ ist niemals ein Duckmäuser"

1. Mai-Kundgebung in Nordhalben 

"Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“– das war die Hauptforderung bei der 1. Mai-Kundgebung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Nordhalben. Beteiligt waren daran die KAB-Kreisverbände Kronach-Hof und Lichtenfels-Coburg-Kulmbach sowie der KAB-Diözesanverband Bamberg.

"Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“– das war die Hauptforderung bei der 1. Mai-Kundgebung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Nordhalben. Beteiligt waren daran die KAB-Kreisverbände Kronach-Hof und Lichtenfels-Coburg-Kulmbach sowie der KAB-Diözesanverband Bamberg.

Den Auftakt bildete ein Gottesdienst in der St. Bartholomäus-Pfarrkirche in Nordhalben. Domkapitular Dr. Günter Raab, geistlicher Diözesan-Beirat des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), war als Zelebrant und Prediger für den KAB-Diözesanpräses Albert Müller eingesprungen. Dieser war verhindert, weil er als Pfarrer von Ebrach und Burgwindheim bei den dortigen Erstkommunionen benötigt wurde.

Zu Beginn der Messe formulierten einige KAB-Mitglieder Gedanken zum Thema des Gottesdienstes: 60 Prozent des Reichtums in Deutschland würden sich in den Händen von einem Zehntel der Bevölkerung befinden. Es gelte „Luxus für Wenige“ statt „Wohlstand für Alle“. Das alles sei aber auch ein internationales Problem.

Raab sagte dazu in seiner Predigt, es sei nötig, die Selbst- und die Nächstenliebe sinnvoll zu kombinieren. Wenn man die Solidarität mit den Anderen genauso wichtig nehme wie das eigene Wohlergehen, so könne man als Christ ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, mit dem man für Recht und Gerechtigkeit eintreten können.

Dabei sei es aber auch wichtig, wie der heilige Apostel Thomas den Mut zu haben, zu seinen eigenen Zweifeln zu stehen. Was Gott geschaffen habe, sei gut. Daher habe jeder Mensch das Recht, an dem Reichtum der Schöpfung Gottes teilzuhaben– und nicht nur ein paar Privilegierte.

Raab betonte: „Wir Christen müssen laut sagen, was Recht und Unrecht ist. Wir sollen uns einsetzen für die Rechte aller Menschen.?Ein guter Christ sollte niemals ein Duckmäuser sein, sondern ein gesundes Selbstbewusstsein für den Einsatz für alle zeigen. Liebe und Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden sind Werte, die bei Gott Geltung haben.“

Nach dem Gottesdienst ging es in die Nordwaldhalle. Dort musste KAB-Kreisvorsitzende Gabriele Zeuß in ihrer Begrüßung mitteilen, dass die Festrednerin der Kundgebung, Europaabgeordnete Monika Hohlmeier, krank im Bett liege und daher heute nicht reden könne.

Nordhalbens Bürgermeister Josef Daum konnte hingegen nach sieben Monaten Krankheit bei der KAB-Kundgebung zum ersten Mal wieder öffentlich auftreten. Er erklärte, man solle die Menschen, die in Beschäftigunsgverhältnissen stehen, von deren Lohn sie nicht leben können, nicht vergessen. Er hoffe, dass die regionalen Unterschiede im Lohnbereich nicht noch mehr wachsen. Das niedrige Lohnniveau der Region wirke sich auch negativ auf die Kommunalfinanzen aus.

Danach unterhielten sich in einem Sketch Adelheid Kotschenreuther und Gisela Nörenberg als Frauen beim Markteinkauf über Leiharbeit und KAB-Demonstranten, die durch die Nordwaldhalle zogen. Diese forderten gleichen Lohn für gleiche Arbeit (auch für Leiharbeiter und Frauen), nach¬haltiges Wirtschaften, Bildung für alle, Anerkennung von Familien¬arbeit und ehrenamtlicher Arbeit, das Stärken der sozialen Sicherungssysteme durch Solidarität sowie einen gesetzlichen Mindestlohn von 9,20 Euro.
Diese letzte Forderung erläuterte KAB-Diözesangeschäftsführer Ralph Korschinsky bei der folgenden Podiumsdiskussion. Er bezog sich dabei auf die „Obertrubacher Erklärung“ der KAB, die im vergangene Jahr weiterentwickelt worden war. Darin werde vor allem die Würde der Arbeit betont. Die KAB fordere 9,20 Euro Mindestlohn – die Gewerkschaften nur 8,50 Euro – , der ab dem 1. Mai, ab dem die Freizügigkeit auf dem EU-Arbeitsmarkt herrsche, besonders wichtig sei. Durch die aus Polen und Tschechien jetzt herbeikommenden Arbeitskräfte entstehe die Gefahr des Lohndumpings. Dieser Mindestlohn, der nahe an der Armutsgrenze liege, sei auch erst ein „Einstieg in einen gerechten Lohn“. Ein gerechter Mindestlohn bewege sich zwischen 12,50 und 13,60 Euro.

Betriebsrätin Ilona Frentzel aus dem Einzelhandel berichtet, dass es jetzt in ihrer NKD-Markt-Kette gelungen sei, einen Mindestlohn von 8,85 Euro durchzusetzen – zuvor habe der Lohn für ausgebildete Verkäuferinnen bei 7,50 Euro gelegen. In ihrem Berufsbereich gebe es aber auch viele Minijober auf 400-Euro-Basis. Den musikalischen Rahmen für die Mai-Kundgebung hatte die Musikkapelle Nordhalben übernommen.