KAB Bamberg

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1. Mai-Kundgebung in Wallenfels

Wallenfels (sd) „Gute Arbeit für alle“ – dies war das zentrale Thema der diesjährigen 1. Mai-Kund-gebung des KAB-Diözesanverbandes Bamberg und der Kreisverbände Kronach-Hof und Lichtenfels-Coburg-Kulmbach. Der Festgottesdienst, zelebriert von Diözesanpräses Albert Müller und die Festrede von Staatssekretär Rainer Bomba begeisterten die Anwesenden.

Kreisvorsitzende Gabriele Zeuß bedankt sich bei Festredner Staatssekretär Rainer Bomba. Mit im Bild, die beiden Töchter von Rainer Bomba.

Festgottesdienst
„Dies ist die Gelegenheit, Gott unsere Arbeit hinzuhalten, sie in seine Arme zu legen“, mit diesen Worten begann der Diözesanpräses Albert Müller den Festgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche „St. Thomas“ in Wallenfels. Zusammen mit Ortspräses Pater Heinrich Chelkowski, Kreispräses Baptist Schaffer, Dekan Dotzauer, Prälat Richard aus Glogau, Diakon Mayer, Lichtenfels und Praktikant Dieter Jung zelebrierte er den Gottesdienst. In seiner Festpredigt ging Präses Müller auf die Frage ein „Arbeitet der Mensch zu viel?“. Aber was ist Arbeit? Wird sie allein auf das Geldverdienen reduziert, gehen viele grundlegende Aspekte der menschlichen Arbeit verloren. Es gibt sehr viele Lebensbereiche, in denen gearbeitet wird, ohne dass dort eine finanzielle Gegenleistung erbracht wird. Deshalb wird deutlich, dass Arbeit eine ungleich größere Bedeutung für den Menschen hat. Nach dem christlichen Verständnis ist sie Entfaltung der dem Menschen von Gott geschenkten geistigen und körperlichen Kräfte. Arbeit ist ein unverzichtbares Element menschlicher Selbstverwirklichung. Im Produkt seiner Arbeit findet der Mensch einen Ausdruck seiner eigenen Persönlichkeit. Deshalb darf der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit nicht nur auf die Frage des fehlenden Einkommens reduziert werden. Selbstverständlich fehlt ein entsprechendes Einkommen, aber mehr noch fehlen ihnen die Entfaltung ihrer eigenen Möglichkeiten und die Anerkennung. Ebenso ist es demütigend, wenn jemand den ganzen Tag arbeitet und von seinem Lohn nicht leben kann. Deshalb ist es für Gewerkschaften und Christen Verpflichtung, sich für gerechten Lohn und Arbeit einzusetzen. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg verdeutlicht, dass es nicht nur um Leistung sondern um die Grundlage des Lebens geht. Jeder hat ein Recht auf Arbeit.
Im „Politischen Credo“ brachten die KAB-Mitglieder zum Ausdruck, dass sie nicht an die Macht des Geldes und der Ideologie von Markt und Kapital glauben. Sie glauben daran, dass Massenarbeitslosigkeit kein Schicksal ist, dass der Sozialstaat auch in Zukunft finanzierbar ist und dass entschiedene Politik gefordert wird. In den Fürbitten wurde darum gebetet, allen wirtschaftlich und politisch Verantwortlichen Einsicht zu schenken, dass der Mensch und seine Würde allein das Ziel ist. Dazu passend wurde nach der Kommunion das Lied „Kleines Senfkorn Hoffnung“ gesungen, das alle Hoffnungen und Wünsche der Menschen zum Ausdruck bringt.

Kundgebung im Kulturzentrum
Nach dem feierlichen Gottesdienst führte der Festzug ins Kulturzentrum, wo die Vorsitzende des Kreisverbandes Kronach-Hof, Gabriele Zeuß, die 1. Mai-Kundgebung eröffnete. Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kirche und Wirtschaft hatten sich eingefunden. Zeuß wies darauf hin, dass der Slogan „Arbeit ist Menschenrecht“ seit über 100 Jahren im Mittelpunkt der Arbeit der KAB steht. Bereits 1961 hat Papst Johannes XXIII in seiner Enzyklika „Mater et Magistra“ über die Arbeitslosigkeit als eine furchtbare Geisel geschrieben, die die Ruhe und den Frieden der ganzen Welt bedroht. Als stellvertretender Bürgermeister der Stadt Wallenfels brachte Jens Korn zum Ausdruck, dass in Wallenfels im Jahr 1969 die erste Kundgebung nach langer Pause stattgefunden hat. Deshalb bezeichnet er die Stadt als guten Nährboden für die KAB, denn gerade hier in Wallenfels und im Frankenwald identifizieren sich die Menschen sehr mit ihrer Arbeit. Früher war im Ort die Flößerei Existenz sichernd, zwar gefährlich aber die Arbeiter waren stolz darauf. „Arbeit ist für die Menschen hier ein Stück Lebensinhalt“, meinte Korn. Die Werte der KAB werden hier aktiv gelebt. Es zählt das Engagement in Vereinen und Organisationen sehr viel. Der Unterschied zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist hier nicht so stark ausgeprägt, man hält halt noch zusammen.

Festrede Staatssekretär Rainer Bomba
In seiner Festrede ging der Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Rainer Bomba, darauf ein, dass der Gottesdienst zum Auftakt des 1. Mai die enge Verwurzelung der „Katholischen Arbeitnehmerbewegung“ KAB im christlichen Glauben unterstreicht. Für die KAB-Gründungsväter entsprang ihr Engagement vor allem der sittlichen Verpflichtung zur Nächstenliebe sowie dem Prinzip der Solidarität mit den Schwachen und Armen. Deshalb gilt auch heute: Christlich motivierte Arbeitnehmervertreter nehmen gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen nicht einfach hin und treten für Grundanliegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein.
Die Wirtschaftskrise bedeutet deshalb eine doppelte Herausforderung. So ist sie eine Mahnung, die Prinzipien der „Sozialen Marktwirtschaft“ wieder deutlich ernster zu nehmen. Dies sind Gemeinwohl, Solidarität und Eigenverantwortung. Die Krise muss also mit den richtigen wirtschafts- und sozialpolitischen Entscheidungen überwunden werden. Die Politiker stehen in der Pflicht, eine Politik für einen baldigen neuen Aufschwung, den weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit, der Sanierung der öffentlichen Haushalte und für gute Zukunftsperspektiven für die Kinder und Familien zu machen. Deutschland ist auf einem guten Weg, die Folgen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zu meistern. Der sprunghafte Anstieg der Arbeitslosigkeit und das Schreckgespenst sozialer Unruhen blieben aus, aber die Krise ist noch nicht überwunden. Auch wenn einige Maßnahmen der Bundesregierung umstritten waren, wurde doch schnell und verantwortlich gehandelt. Wichtig für die Wirtschaft ist es nun, die Binnennachfrage zu stärken. Zwei Konjunkturpakete kommen vor allem öffentlichen Infrastrukturinvestionen der Städte und Gemeinden zugute – Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern. Lokale Aufträge unterstützen hier bewusst unmittelbar ansässige Betriebe des Mittelstandes und des Handwerks.
Der saisontypische Rückgang der Arbeitslosigkeit im April ist für Oberfranken kräftig ausgefallen. Aktuell wird eine Quote von 5,7% (2009 = 5,9%) verzeichnet. Oberfranken trägt also nicht mehr die rote Laterne in Bayern. Dies beruht auch auf der Initiative „Bürgerarbeit“, die hier erfolgreich eingesetzt und aufgrund ihres Erfolges bundesweit umgesetzt werden soll. Das Prinzip der Bürgerarbeit besteht darin, dass „die Arbeitslosen nicht generell faul sind, sondern nur keine Chance erhalten, arbeiten zu können“. Hier wird auf eine gezielte Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Kreis, persönliche bessere Vermittlung durch die Agentur für Arbeit und Maßnahmen für fehlende Qualifikationen gesetzt. Arbeit gibt es genug in diesem Land, Bürgerarbeiter können deshalb in Altenheimen, Kirchen, Vereinen, Gemeinden, Unternehmen usw. eingesetzt und so dauerhaft die Arbeitslosigkeit reduziert werden.
Das KAB-Jahresmotto „Gute Arbeit“ ist vielschichtig. Niedrigstlöhne für gute Arbeit darf es nicht geben. Wenn Mindestlöhne vereinbart werden, muss der Arbeitnehmer auch leben können von dem Lohn, den er bekommt. Dies gilt auch für die Zeitarbeit. Sicher baut sie Brücken für Menschen, die sonst schlechte Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt hätten, aber auch hier muss das Gleichstellungsprinzip gelten und sie darf nicht durch Missbrauch in Verruf gebracht werden. Eine besondere Form „guter Arbeit“ ist das Kurzarbeitergeld, eine ganz besondere deutsche Erfindung. Sie bietet Tausenden von Unternehmen die Möglichkeit, auf Entlassungen zu verzichten und die Belegschaften zu halten. Mit gesetzlichen Regelungen und arbeitsmarktrechtlichen Instrumenten sollen zum Beispiel durch die „Initiative Perspektive 50plus“ die Chancen älterer Arbeitssuchender steigen.
Der technische Fortschritt muss sich mit dem Klimawandel und der Notwendigkeit von Energieeinsparungen auseinandersetzen. Gerade im Bereich der Mobilität können neue klimafreundliche Energiequellen genutzt werden. Es sollen die Vorraussetzungen geschaffen werden, Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu entwickeln. Dies bringt und sichert Arbeitsplätze. Die Alltagstauglichkeit wird in acht Modellregionen, auch in Bayern, getestet. Das Plus-Energie-Haus ist bereits Realität und die Verzahnung von Wohnen und elektrischer Mobilität soll in Zukunft ganz selbstverständlich sein. All dies fließt auch in das Konzept „gute Arbeit“ der KAB mit ein. Gerade am 1. Mai als dem „Tag der Arbeit“ muss auf vorhandene Schwachstellen aufmerksam gemacht und Änderungsbedarf angemahnt werden, denn „wir haben es gemeinsam in der Hand“, mit Entschlossenheit und Optimismus in die Zukunft zu blicken.

Podiumsgespräch
Ein Podiumsgespräch mit zweiten Bürgermeister Jens Korn, dem Leiter der Agentur für Arbeit, Joachim Schubert, der Stellvertreterin des Landrates, Jutta Laczó und dem Geschäftsführer der KAB Ralph Korschinsky schloss sich an. Gesprächsleiterin Diözesansekretärin des Kreisverbandes Kronach, Maria Gerstner, stellte den Teilnehmern Fragen über brisante Themen. Arbeitslosigkeit und Hartz IV, das immer noch unterschiedliche Lohnniveau von Männern und Frauen, Zeitarbeit und Dumpinglöhne sowie Niedriglohnsektor und Mindestlöhne wurden behandelt. Gerade im Bereich Frauenarbeit dürfte niemand mehr benachteiligt werden, da besonders im familienfreundlichen Landkreis Kronach das Betreuungsangebot für Kinder hervorragend ist, meinte Jutta Laczó. „Wir müssen daran denken, dass kein Arbeitet viel verdienen kann, wenn alle immer billigere Dienstleistungen verlangen“, sagte Jens Korn zum Thema Niedriglöhne. Ebenfalls angesprochen wurden der Lehrstellenmangel und die Vernachlässigung von Arbeitswilligen über 50 Jahre, für sie gibt es kaum Arbeitsplätze. Als positiv wurde die Kurzarbeitszeitregelung bewertet.
Nach der gemeinsam gesungenen „Europahymne“ klang die Veranstaltung aus. Musikalisch begleitet wurde die Kundgebung vom Musikverein Wallenfels.