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Medaillen ganz ohne Krawatten verdient

EHRENAMTWolfgang Göppner und Udo Hofmann sind neue Bürgermedaillen-Träger der StadtHallstadt. Beide setzen sich seit Jahrzehnten auf verschiedeneWeise in ihrerHeimatstadt ehrenamtlich ein.

Als Lehrer weiß Wolfgang Göppner richtig zu beraten.

Hallstadt - Ehrenamt? Das ist für die beiden Herren Ehrensache. Seit Jahrzehnten. Dass sie bei ihrem vielfältigen Engagement irgendwann auch im Stadtrat „landen“ würden, – war fast schon nahe liegend. Nun ehrte die Stadt Hallstadt Wolfgang Göppner und Udo Hofmann für ihr vielfältiges Engagement mit der Bürgermedaille – unter anderem auch dafür, dass die beiden seit genau 27 Jahren zusammen im Stadtrat sitzen, Göppner für die CSU und Hofmann für die SPD.

Dort liefern sie sich zwar so manchen Schlagabtausch, aber ansonsten haben die zwei Ur-Hallstadter viele Gemeinsamkeiten und eine jeweils große Wertschätzung für das Wirken des anderen. Was sich unter anderem auch daran zeigt, dass jeder vom anderen respektvoll dessen Leistungen anspricht.

Immer wenn einer fehlte

Derzeit sei er „bloߓ in 17 Vereinen, sagt Vereinsmensch Hofmann, der auch Nicht-Hallstadtern durch sein Wirken in der Hallstadter Theatergruppe bekannt sein dürfte, zuletzt als Tanzlehrer in „Lädies Nait“. Bei ihm habe die „Vereinsmeierei“ im SV Hallstadt begonnen, sagt der 51-Jährige. Zuerst war er Torwart, dann Trainer, Jugendleiter und dann in der Vereinsführung aktiv. Es folgten Beitritte in zahlreiche weitere Vereine und die Übernahme von Ehrenämtern, „immer wenn wo einer gefehlt hat“.

Im Alter zwischen 16 und 30 war Hofmann „nur unterwegs“ – mit Musik, Stammtisch, Theater und dergleichen. „Der Stadtrat gehört dann irgendwann dazu“, erklärt der Bürokaufmann, der im Kreiswehrersatzamt tätig ist. Aber mehr als auf kommunaler Ebene tätig sein, um in Hallstadt etwas (auch für die Vereine) zu bewegen, das wollte er nicht. „Selbst der Kreistag war mir schon zu viel.“

Wolfgang Göppner nickt heftig und zustimmend. Auch er war im SV Hallstadt aktiv, „zehn Spiele in der dritten Mannschaft“, stellt er mit hörbarer Ironie fest. Später sprang er im Musikverein als Vorstand ein. Politisch war Göppner als Sohn eines CSU-Stadtrates vorgeprägt.

„Mein 68er Erlebnis war der Beitritt zur Jungen Union (JU), ich wollte ganz bewusst nicht nach links.“ In der JU habe er sich für Zeltlager für diejenigen Kinder eingesetzt, die nicht in den Urlaub konnten. „Die waren toll“, schwärmt Hofmann. Die soziale Komponente war es stets, für die sich Göppner einsetzte. Dem Lehrer liegt besonders die Bildungsarbeit am Herzen. Über die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) ergaben sich für ihn zahlreiche Betätigungsfelder. „Als Lehrer sieht man ja die Defizite.“

Stolz auf die Medaille

In der KAB ist der 61-Jährige schon 25 Jahre lang Mitglied und zwischenzeitlich 20 Jahre Vorsitzender. Sein jüngstes Projekt sind Computerschulungen für Senioren. Einen Schwerpunkt seiner KAB-Tätigkeit bilden Beratungsgespräche. „Er macht auch viele Betreuungen“, wirft Hofmann ein. Offizielle wie auch solche, die schlicht aus einem Kümmern bestehen, wie im Falle eines Nachbarn. Göppner macht kein Aufhebens.

Wirbel um die eigene Person – das mögen Göppner und Hofmann nicht. So geben sie sich bescheiden, was ihre Ehrung anbelangt. Freilich sind sie schon stolz darauf, die Bürgermedaille zu erhalten. Für die bei der Feierstunde Anwesenden freilich war es wie ein Sechser im Lotto, sie mit Krawatte zu sehen. Eine weitere große Gemeinsamkeit, ist eben die, dass beide keine Krawattenmenschen sind.

Nachdem Bürgermeister Markus Zirkel (SPD) die Verdienste der neuen Bürgermedaillenträger der Stadt Hallstadt gewürdigt hat, verzichten Göppner und Hofmann darauf, jeder für sich zu danken, sondern tun das gemeinsam. Gemeinsam heben sie bei ihrer Feierstunde die übliche Kleiderordnung auf: Während der Ansprache entledigen sich die zwei eines leidigen Kleidungsstücks – der jeweiligen Krawatte.

Viele Gemeinsamkeiten

Ein Stück, über das sich Göppner und Hofmann gleichermaßen freuen, ist „Bouree“ von Jethro Tull, das Göppners Tochter Lena auf der Querflöte intoniert. Das hatte sie dem Vater auf dessen ausdrücklichen, lange geäußerten Wunsch bereits zum 60. Geburtstag vorgespielt. Für die Feierstunde hat der Papa Lena für einen zweiten Vortrag gewinnen können, „und ich darf’s mit anhören“, freut sich der gleichermaßen entzückte Hofmann. „Wir haben eben viele Gemeinsamkeiten“, stellt Göppner nun öffentlich fest, „auch wenn wir uns im Stadtrat kabbeln“. Letztlich geht es beiden nicht um Persönliches, sondern wie bei ihren anderen vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten nur um „unser Hallstadt“.

Quelle: FT, Dienstag, den 03.05.2011, Ausgabe A, auf Seite 17