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„Das ist doch reiner Größenwahnsinn“

GEWERBESCHAU Der Gemeinderat Litzendorf ließ sich durch die Aktion der Katholischen Arbeitnehmerbewegung gegen einen verkaufsoffenen Sonntag nicht umstimmen. Am 13. Juni hofft man auf möglichst viele Kunden.

An diesem Spalier aus Mitgliedern der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) mussten Bürgermeister und Gemeinderäte auf dem Weg zu ihrer Sitzung am Dienstagabend vorbei. Geholfen hat der Protest nicht: Es wird einmal in zwei Jahren für fünf Stunden einen verkaufsoffenen Sonntag im Ortsteil Litzendorf geben. Foto: Werner Baier

Litzendorf - Frauen und Männer, die für ihren Glauben sonst höchstens an Fronleichnam auf die Straße gehen, standen am Dienstagabend vor dem Rathaus Spalier, um beim Gemeinderat für ein dringendes Anliegen zu werben: Bitte keinen verkaufsoffenen Sonntag in Litzendorf, das sei Größenwahnsinn! Am Ende mussten die Demonstranten aber verbittert zur Kenntnis nehmen, dass ihr Protest nicht genug Kommunalpolitiker überzeugte.

Mit 10:9 billigte der Gemeinderat den Antrag des Gewerbevereins Litzendorf, zur Gewerbeschau am 13. Juni 2010 eine Verordnung über die Freigabe des verkaufsoffenen Sonntags zu erlassen.

„Deswegen geht die Welt nicht unter“, F.-J. Schick, Gemeinderat

„Deswegen geht die Welt nicht unter“, kommentierte SPD-Rat Franz-Josef Schick, den Umstand, dass ja nur alle zwei Jahre bei der Gewerbeschau in Litzendorf sonntags auch mal verkauft werden darf, in der Zeit von 13 bis 18 Uhr. Der Bäcker zum Beispiel darf dann nicht nur zum Besuch in seine Backstube einladen und zeigen, wie man Brezen formt, er darf die knusprigen Kringel hinterher auch zum Verzehr veräußern. Dies und vieles mehr ergab bei der ersten Litzendorfer Gewerbeschau im Sommer 2008 eine rundum gelungene Veranstaltung, an die Handwerk und Handel gerne anknüpfen möchten.

„Klares Signal setzen“

So viel Kommerz geht der KAB und einigen Gemeinderäten aber wider die Natur. Mit einer Veranstaltung mit Werbe- und Schau-Charakter, jedoch ohne Verkauf, hätten sich die Gegner noch abfinden können. Verkaufszeiten am Tag des Herrn sind „für eine idyllische Gemeinde der fränkischen Toskana“ nicht notwendig, argumentierte Heinrich Weidner für die Katholische Arbeitnehmerbewegung. Seine Forderung: „Um der fortschreitenden Aushöhlung des Sonntags entgegenzuwirken, muss ein klares Signal auch durch die Kommunalpolitik für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags gesetzt werden.“ Die Zulassung eines verkaufsoffenen Sonntags für Litzendorf sei nur der Beginn einer weiteren Kommerzialisierung des Sonntags. Der KAB gehe es dabei auch um den Schutz der Menschen, der Beschäftigten, der Familien und „unserer Kultur“.

Das riss den Gemeinderat dann doch in zwei fast gleich starke Hälften. Denn auch die von CSU-Gemeinderätin Rosmarie Ferner flankierte Argumentation des Gewerbevereins hatte Gewicht: Die örtlichen Gewerbetreibenden seien prinzipiell ebenso gegen den verkaufsoffenen Sonntag, aber eine Gewerbeschau mache dann keinen Sinn, wenn die Besucher dabei nicht auch etwas erwerben könnten. Ohne Verkaufserlaubnis werde es auch kaum noch einmal eine Gewerbeschau in Litzendorf geben, machte Rosmarie Ferner klar.

Mit dem Hinweis darauf, dass von 33 Millionen Euro Kaufkraft der Gemeindebürger nur acht Millionen in Litzendorf verbleiben, setzte sich Franz-Josef Schick über die unter anderem von seiner in Betriebsratsfunktionen erfahrenen Fraktionskollegin Katrin Schnabel hinweg, die darauf hinwies, dass Sonntagsarbeit immer zu Lasten der Beschäftigten und ihrer Familien gehe und deshalb abzulehnen sei.

Bürgermeister Wolfgang Möhrlein (CSU) machte den Aufholbedarf mit einem Vergleich der Gewerbesteuereinnahmen deutlich: 200 000 Euro in Litzendorf stünden den 6,8 Millionen Euro in dem nur geringfügig größeren Burgebrach gegenüber. Möhrlein warf die Frage auf, ob denn die Litzendorfer bei all den verkaufsoffenen Sonntagen in Bamberg und anderen Nachbargemeinden auch brav zu Hause blieben. Im Übrigen stünde diese doch nur alle zwei Jahre, nur für einen Sonntagnachmittag und nur im Gemeindeteil Litzendorf geplante Ausnahme einer Gemeinde gut zu Gesicht, die in der Metropolregion Nürnberg für ein Pilotprojekt „Regionalvermarktung“ vorgesehen sei, gab Möhrlein zu bedenken.

Die Gegner des verkaufsoffenen Sonntags stimmte dies jedoch nicht um. Claudia Beuer-Dworazik von der Christlichen Wählervereinigung fürchtet die Nachahmung in Pödeldorf und sprach sich dafür aus, die Gewerbeschau halt einfach an einem Samstag durchzuführen. Samstags könnten die Geschäfte doch von früh bis 20 Uhr abends geöffnet sein.

Vergebens: Denkbar knapp entschied sich der Gemeinderat für den verkaufsoffenen Sonntag anlässlich der alle zwei Jahre stattfindenden Gewerbeschau in Litzendorf. Einvernehmen herrschte darüber, dass weitere Ausnahmen nicht gewährt werden sollen.

Quelle: FT, Donnerstag, 15.04.2010, in Ausgabe A, Seite 18