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Rote Karte für Schlecker und Co.

Adrijana Soldo, Trägerin des Deutschen Betriebsrätepreises, in der Katholischen Akademie in Nürnberg.

Frau Soldo faszinierte bei der Eröffnung der KAB-Ausstellung „Gute Arbeit“ im Cari-tas Pirckheimer Haus in Nürnberg die Anwesenden. Sie schilderte, wie die Kollegin-nen mit Hilfe von Betriebsseelsorge, Kirchlichem Dienst in der Arbeitswelt und Ge-werkschaft die Schlecker-Pläne durchkreuzten. Es wird keine Betriebe auf Leihar-beitsbasis bei der Kette geben, sondern einen Tarifvertrag mit ver.di.. Denn die Men-schen wollten gute Bezahlung für ihre Arbeit. Und keinen ständig wachsenden Druck durch Lohndumping, flexible Arbeitszeiten und Minijobs.

Unser Bereicht zur KAB-Ausstellung "Gute Arbeit":

Adrijana Soldo, Trägerin des Deutschen Betriebsrätepreises, in der Katholischen Akademie in Nürnberg.

Frau Soldo faszinierte bei der Eröffnung der KAB-Ausstellung „Gute Arbeit“ im Cari-tas Pirckheimer Haus in Nürnberg die Anwesenden. Sie schilderte, wie die Kollegin-nen mit Hilfe von Betriebsseelsorge, Kirchlichem Dienst in der Arbeitswelt und Ge-werkschaft die Schlecker-Pläne durchkreuzten. Es wird keine Betriebe auf Leihar-beitsbasis bei der Kette geben, sondern einen Tarifvertrag mit ver.di.. Denn die Men-schen wollten gute Bezahlung für ihre Arbeit. Und keinen ständig wachsenden Druck durch Lohndumping, flexible Arbeitszeiten und Minijobs.

Zuvor hatte Dr. Ulrich Walwei, der Vizedirektor des wissenschaftlichen Instituts der Bundesagentur für Arbeit, dargestellt, wie die Entwicklungen in der deutschen Ar-beitswelt sind: Zu Lasten besonders der Frauen und der jungen Generation. Deutschland hat den größten Niedriglohnsektor der Industrieländer in den letzten 10 Jahren entwickelt. Neueinstellungen sind zu 47% befristet. Die befristet Beschäftigten werden im öffentlichen Dienst und in gemeinnützigen Organisationen am wenigsten fest übernommen. Ein „moderater“ flächendeckender Mindestlohn sei notwendig und machbar.

Zur Rente mit 67 brachte Jürgen Gerbig, Mitglied der bayrischen arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas, seine Erfahrungen ein. Als Mitarbeitervertreter in einem Al-tenpflegeheim erlebt er, dass die Kolleginnen und Kollegen diese höchst anstren-gende Tätigkeit kaum bis zur Rente durchhalten können. Sie erkundigten sich immer öfter über die Bedingungen eines früheren Aufhörens, besonders über die finanziel-len Folgen. „Rente mit 67 oder gar mit 69 ist ein reines Rentenkürzungsprogramm!“ Zur erfolgreichen Eindämmung von Leiharbeit bei MAN berichtete der freigestellte Betriebsrat Bülent Köroglu. Für ihn ist ein gut organisierter gewerkschaftlicher Ver-trauenskörpers wichtig gewesen. Nur so konnte das Betriebsratsgremium effektiv Druck auf die Geschäftsleitung ausüben.

Dem stimmte Stephan Doll, der Vorsitzende des DGB Mittelfranken, zu. Nürnberg liegt mit der Anzahl der LeiharbeitnehmerInnen deutlich über dem bayrischen Durch-schnitt. Besonders zu betonen sei, dass es dabei um die Menschenwürde und um Werte gehe. Deswegen begrüße er sehr, dass die Kirchen und ihre Organisationen sich mit den Gewerkschaften in Nürnberg für gemeinsame Werte einsetzen. Dazu gehöre auch der Kampf für einen nicht nur „moderaten“ Mindestlohn. Da bekundete Dekan Roland Huth auch im Namen von Dekan Wolfgang Butz Übereinstimmung. Er wünschte sich, dass diese Zusammenarbeit für die Menschen noch mehr in der Kir-che Fuß fasse.

Dr. Siegfried Ecker, Mitglied des KAB-Diözesanvorstandes, hatte eingangs darauf hingewiesen, dass sich die KAB mit ihren Forderungen nach einem Mindestlohn und nach der Rente mit 65 im Widerspruch zur „offiziellen“ deutschen katholischen Sozi-allehre befinde. Das neueste „Sozialwort“ der Bischofskonferenz „Chancengerechte Gesellschaft“ sei für die Rente mit 67 und die „Arbeitsmarktreformen“ des letzten Jahrzehntes eingetreten. Aber Protest gegen gesellschaftliche Missstände habe eine lange Gebetstradition. Schon die Psalmen des Alten Testamentes klagten die un-gerechten Zustände an. Der Gewerkschaftschor „Auftakt“ hatte dies schon zu Beginn mit einer Psalmvertonung von H. Schütz gezeigt: „Sprecht ihr wirklich Recht ihr Mächtigen?“ Das Streiklied „Brot und Rosen“, das Solidaritätslied und der aktualisier-te Konjunktur-Cha Cha sorgten nach den Kurzreferaten immer wieder für Auflocke-rung und Vertiefung. Kreisförmig um die TeilnehmerInnen aufgestellt, waren die 14 Roll-ups der Ausstellung eine gute Anregung für manches Gespräch.

Dr. Siegfried Ecker