KAB Bamberg

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Nachruf

„Die ersten Apostel der Arbeiter können nur die Arbeiter selbst sein.“ (Kardinal Joseph Cardijn)
 
Die Kath. Arbeitnehmerbewegung
im Erzbistum Bamberg trauert um ihren 

Ehrenvorsitzenden Herrn Alfred Gassmann 

Der Ehrenvorsitzende des KAB-Diözesanverbandes Bamberg, Alfred Gassmann, ist am 7. Februar 2012 im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in Coburg verstorben. Er wurde am 4. August 1930 in Altstadt, Kreis Freudenthal im Altvatergebirge/Ost-Sudetenland geboren und ist dort mit seinen beiden Geschwistern aufgewachsen.

Ehrenvorsitzender Alfred Gassmann

„Die ersten Apostel der Arbeiter können nur die Arbeiter selbst sein.“ (Kardinal Joseph Cardijn)

Die Kath. Arbeitnehmerbewegung (KAB)
im Erzbistum Bamberg trauert um ihren 

Ehrenvorsitzenden Herrn Alfred Gassmann 

Der Ehrenvorsitzende des KAB-Diözesanverbandes Bamberg, Alfred Gassmann, ist am 7. Februar 2012 im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in Coburg verstorben. Er wurde am 4. August 1930 in Altstadt, Kreis Freudenthal im Altvatergebirge/Ost-Sudetenland geboren und ist dort mit seinen beiden Geschwistern aufgewachsen.

Alfred Gassmann erlebte als Kind sehr schwierige Zeiten. Viele Menschen waren damals arbeitslos. Hart waren die Jahre vor und während des Zweiten Weltkrieges und die Zeit danach. Zunächst kam die Mutter mit den Kindern zur Zwangsarbeit auf einen Gutshof bei Prag. 1946 erfolgte die Vertreibung aus der Heimat. Über Sachsen-Anhalt kam die Familie nach Bayern.

Alfred Gassmann lernte als Vulkaniseur in einem Bamberger Betrieb. Er war damals bereits Mitglied der Jung-CAJ. Nach der Lehrzeit wechselte er in eine Großwerkstatt der Bundespost. Hier engagierte er sich bei der Postgewerkschaft und war über viele Jahre Jugendsprecher. An den Jugendvertreter- und Betriebsratswahlen war er beteiligt. Von der CAJ wurden viele Aktionen zum Jugendarbeitsschutz und zur Jugendarbeitslosigkeit durchgeführt. Ein Hauptanliegen war die Unterbringung von jugendlichen Heimatvertriebenen, die kein Elternhaus mehr hatten.

Von 1955 bis 1957 war Alfred Gassmann als hauptamtlicher Gebietssekretär der Christlichen Arbeiterjugend tätig. Viele Wochenendveranstaltungen wurden durchgeführt. Pausenlos war er im Einsatz. Es folgte der Halbjahreskurs beim Katholischen Sozialinstitut in Rosenheim und die aktive Mitarbeit beim Katholischen Werkvolk. Schon recht bald war er im Diözesanvorstand tätig. 1963 wurde er einstimmig zum Diözesanvorsitzenden gewählt.

Die Zeit war geprägt von regelmäßigen Schulungsveranstaltungen im Bereich der Sozial- und Gesellschaftspolitik, des Arbeitsrechts, des Jugend- und Arbeitsschutzes. Bei den Sozialwahlen war der KAB-Diözesanverband in allen AOK’s des Diözesanbereiches und bei der Landesversicherungsanstalt Ober- und Mittelfranken (heute Deutsche Rentenversicherung Nordbayern) vertreten.

Schwerpunktaktionen waren die Betriebs-, Personal- und Jugendvertreterwahlen. Auch die religiöse Bildungsarbeit, Einkehrtage und Exerzitien erlebten eine große Blütezeit. In seine 16-jährige Amtsperiode fiel auch der Bau bzw. Ausbau des Ketteler-Familienerholungswerkes in Obertrubach (Fränkische Schweiz) mit 32 Ferienhäusern und einem Gemeinschaftshaus. Annähernd 9 Millionen DM wurden investiert, gefördert durch öffentliche Gelder, kirchliche Gelder und Eigenmittel.

Große Verdienste hat sich Alfred Gassmann in der Zeit nach der Kommunalen Gebietsreform in den Jahren 1979/1980 für eine einheitliche Feiertagsregelung in Bayern erworben. Er hat damals, nachdem er über den 2. Bildungsweg in den gehobenen Dienst bei der Gewerbeaufsicht eingestiegen war, sich fachkundig gemacht und dem Süddeutschen Verband der KAB, wie auch den Landtagsabgeordneten fortlaufend Argumente geliefert. Der KAB-Diözesanverband Bamberg unter Alfred Gassmann war in Bayern Wortführer für diese wichtige Neuregelung. Dafür hat ihm die Kirche heute noch viel zu danken.

Aufgrund seiner großen Verdienste um die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung wurde Alfred Gassmann 1979 zum Ehrenvorsitzenden des Diözesanverbandes ernannt. Er war aktiv bis zuletzt und hat den Diözesanverband und den Süddeutschen Verband (heute KAB Landesverband Bayern)  weiterhin in sozial- und arbeitsrechtlichen Fragen beraten.

Nach der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung gehörte er zum Team des Süddeutschen Verbandes, welches in den neuen Bundesländern gesellschaftspolitische Schulungen durchführte. Seine Kenntnisse waren vor allem in der Patendiözese Dresden/Meissen und in den benachbarten Pfarreien Coburgs in Thüringen sehr gefragt. Auch in seiner Pfarrgemeinde St. Augustin hat er viele treue Dienste geleistet. 

Alfred Gassmann war der Schutz der Sonn- und Feiertage in Bayern ein großes Anliegen. Er kämpfte gegen die verkaufsoffenen Sonntage und wehrte sich gegen die Zulassung des Betriebs von Autowaschanlagen an Sonn- und Feiertagen. Von ihm wurde beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof in München eine Popularklage eingelegt. Die Begründung wurde vor wenigen Wochen vorgelegt.

Alfred Gassmann hat nie seine sudetendeutsche Heimat vergessen. Er war begeistert als der neue Altvaterturm am Wetzstein bei Lehesten, an der bayerisch-thüringischen Landesgrenze, errichtet und im Jahr 2004 eingeweiht wurde. Er ist ein Mahnmal gegen Vertreibung, eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte, ein Ort der Versöhnung. In der alten Heimat wurde der Turm 1957 abgebrochen. 

Alfred Gassmann wurde aufgrund seiner großen Verdienste geehrt und ausgezeichnet. Für sein jahrzehntelanges soziales Engagement hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker bereits 1992 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im Jahr 2005 wurde er von der bayerischen Staatsministerin für Arbeit- und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christa Stewens mit der Staatsmedaille für soziale Verdienste geehrt.

Der Verstorbene hat schwierigste Zeiten erlebt und tatkräftig am Wiederaufbau Deutschlands mitgewirkt. Er hat sich um Kirche, Staat und Gesellschaft große Verdienste erworben und ist ein leuchtendes Beispiel, was Treue und Einsatzfreude bedeutet. Uneigennützig, zäh und mit ungebrochenem Einsatz, weit über das normale Maß eines Ehrenamtlichen, hat er viele Aufgaben übernommen und erfolgreich gemeistert. Er war ein echter „Apostel der Arbeiter“, dessen Leidenschaft das Evangelium war.
                                                                                                                                                                                                                        Heinz Hausmann

Unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Ehefrau und seinen Kindern und Geschwistern mit Familien. Wir werden seiner in Gottesdienst und Gebet gedenken. 

Bamberg, 9.02.2012

Für den KAB-Diözesanverband: 

      Ingrid Schumann                        Lothar Bischof                         Albert Müller                       Ralph Korschinsky
    Diözesanvorsitzende                 Diözesanvorsitzender              Diözesanpräses                      Geschäftsführer