KAB Bamberg

Archivierte News

Ostergrüsse - "Die Predigt des Palmesels"

Ihr habt recht. Ich bin nur ein Esel. Ein Esel aber, so sagt ihr soll seine Lasten tragen und den Mund halten. Was kann er schon sagen I-aa?

Bilder: Der "Palmesel", Veronique im Gemüsegarten auf Madagaskar

 

Ihr habt recht. Ich bin nur ein Esel. Ein Esel aber, so sagt ihr soll seine Lasten tragen und den Mund halten. Was kann er schon sagen I-aa?

Warum ich trotzdem rede? Weil ich auch etwas Wichtiges zu sagen habe. Einer meiner Vorfahren hat den Messias getragen. Anfangs hat er das nicht begriffen. Damals, als die beiden Jünger kamen und sagten, sie brauchten ein Reittier. Warum ausgerechnet ich? Fragte sich der Esel. Habe ich nicht den ganzen Tag geschuftet? Sehen die nicht, dass ich auch jetzt noch Lasten auf meinem Buckel habe? Uns Eseln geht es nicht anders als euch Menschen. Wir stöhnen unter Lasten. (wir jammern auf hohem Niveau). Aber wenn da einer kommt und sagt, wir dürften sie abwerfen, fühlen wir uns nicht ganz ernst genommen. Es lässt sich so schön stöhnen und jammern mit einem Päckchen Sorgen auf den Schultern. Wer jedoch den HERRN tragen will, muss alles abwerfen – sogar die Sorgen. Aber soweit war mein Vorfahre noch nicht. Er dachte nur: Warum gerade ich? Auf mir hat noch niemand geritten. Außerdem springt mein Füllen neben mir her. Mein Vorfahre war nämlich eine Eselin, ein Maultier. Weil aber die Jünger mit Nachdruck – es war eher ein Befehl: „Der Herr braucht ihn“! – den Esel von seinem Besitzer erbaten, folgte auch der Esel willig. Das Füllen folgte seiner Mutter.

Der gelehrte Thomas von Aquin gibt die Meinung verschiedener Kirchenväter wieder, wenn er schreibt: „Die Eselin aber, welche unter dem Joch ging und gezähmt war, bedeutet die Synagoge, welche das Joch des Gesetzes getragen hatte; das Füllen ist das ausgelassene und freie Heidenvolk.“ Das ist schön gesagt. Aber ich denke, es ist noch viel einfacher. Wer Jesus dienen will, muss auf vieles verzichten. Er muss sich frei machen von drückendem Besitz und übermäßigen Sorgen. Auf eins aber darf er nicht verzichten: auf die Verantwortung für andere.

Als alles vorbei war, als die Leute ihre Kleider wieder zusammenrafften, die sie wie Teppiche ausgelegt hatten, um den König Israels zu feiern, als die grünen Äste achtlos im Graben lagen und die Eselin mit ihrem Jungen wieder zurückgebracht worden war – da fing erst alles an. War es nicht auch ein Esel gewesen, der die Jungfrau Maria mit ihrem Kind nach Ägypten gebracht hatte? Und hatte nicht der Esel des Bileam den Engel gesehen, der sich dem Propheten in den Weg stellte? Bileam sah den Engel nicht und schlug darum seinen Esel, weil er glaubte, er sei störrisch. Manchmal sieht ein Esel weiter als ein Mensch. Wir hätten allen Grund, uns stolze Höcker wachsen zu lassen wie die Kamele oder den Kopf herrisch zurückzuwerfen wie die Pferde. Aber Gott hat uns mit den Tugenden es Menschen beschenkt, mit Demut und Sanftmut.

Darum dienen wir den Armen und Schwachen. Oft sind wir ihr einziger Besitz und ihre wirklichen Freunde. Zugegeben: Meistens denken auch wir Esel nur an das tägliche Fressen und die ständige Plackerei. Aber manchmal bleiben wir stehen. Ihr sagt dann, wir seien störrisch. In Wirklichkeit aber werden wir uns bewusst, wie wunderbar die Pläne Gottes sind. Für das Reich Gottes kann er sogar einen Esel gebrauchen.

P. Gerhard Eberts MSF

 

Wie heißt es in der Predigt des Palmesels? Auf eins dürfen wir nicht verzichten:

Auf die Verantwortung für andere und wir fügen hinzu, auf die Verantwortung für die Menschen in Madagaskar. Für das Reich Gottes sind wir nämlich alle wichtig, und wir werden alle gebraucht, hier und auf Madagaskar.

 

In diesem Sinne: frohe Ostern! Machen wir uns wieder neu auf den Weg, wie damals die Jünger auf dem Weg nach Emmaus.