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Aktuelle Situation mit dem Coronavirus auf Madagaskar

Im September haben uns unsere Projektpartnerinnen von FIVOY ein Update zur aktuellen Situation mit dem Coronavirus auf Madagaskar geschickt. Lesen Sie selbst!

Liebe Freundinnen und Freunde, liebes Madagaskarteam,

wir danken euch für euer Schreiben vom 15.09.2020, in dem ihr wissen wollt, wie es uns geht in dieser schweren Zeit der Pandemie.

Ja, das Virus ist auch in Madagaskar angekommen und hat uns alle völlig verändert. Unser Leben und Arbeiten ist stark beeinträchtigt, ja sogar gewandelt.

Glücklicherweise ermöglichte uns die Teilnahme an staatlichen Einsätzen für die Bevölkerung, z.B. für die Versorgung mit Trinkwasser, Seifen und Masken, in die Dörfer zu kommen und unsere Leute zu treffen und aufzuklären, wie sie sich gegen das Virus schützen können. Um über Land zu fahren, müssen wir bis heute 14-tägig vom Staat eine Genehmigung einholen.

Wir von Fivoy nahmen auch an den wöchentlichen Sitzungen des staatlichen Managements zu den Pandemie-Maßnahmen teil.

Von der Hauptstadt bis in die einzelnen Bezirke ist der überregionale Transport von Wasserkanistern, Seifen und Masken erst seit 15 Tagen offiziell freigegeben. Obwohl jetzt mehr Rechte und Lockerungen auf Bewegungsfreiheit eingeräumt wurden, müssen wir wachsam sein. Die offiziell bekannt gegebenen Zahlen der positiven Fälle spiegeln nicht die Realität wieder, da die Testmöglichkeiten fast gleich null sind. Die Zahlen müssen mindestens mit 3 oder 4 multipliziert werden.

Die einzige Möglichkeit, sich vor Corona zu schützen, ist das Tragen von Masken (die wir für unsere Verantwortlichen im Busch auf dem Land genäht haben) und die Einhaltung der Abstandsregelung.

Aber das ist bei uns nicht so einfach möglich, denn die Menschen sind gezwungen, sich etwas zu Essen zu beschaffen.

Staatliche Hilfe kommt auf dem Land nicht an. Die Familien sind sich selbst überlassen. Das Leben in den Dörfern ist hart, weil Einkommen schaffende Maßnahmen wegen Corona völlig wegfallen. Es gibt keine Markttage weder in der Stadt noch auf dem Land. Die Frauen können z.B. ihre Eier, ihr Gemüse usw. nicht verkaufen. Auch die Hotels benötigen keine Lebensmittel, da der Tourismus völlig zum Erliegen gekommen ist. Aber die Preise für Grundnahrungsmittel steigen, weil die Versorgung durch die Großhändler wegen des eingeschränkten Transportes sehr schwierig ist.

Die Folge, insbesondere für Frauen, ist, dass ihre Produkte sehr billig verkauft werden, während sie für Alltagsgüter hohe Preise zahlen müssen. Hinzu kommt, dass die Reisernte in diesem Jahr wegen Trockenheit und Wassermangel schlecht ausgefallen ist. Wir von Fivoy haben manchmal das Gemüse von den Frauen auf den Dörfern gekauft, es nach Fianarantsoa gebracht und es mit Freunden geteilt.

Obwohl es verboten war, Treffen von mehr als 50 Personen zu organisieren, hat Fivoy doch Treffen durchgeführt, um mit den Frauen, jungen Müttern und Jugendlichen in den Dörfern darüber zu sprechen, wie sie sich vor dem Corona-Virus schützen können. Fivoy hat von staatlicher Seite dafür 600 Masken erhalten und konnte die Verteilung von gelben Wasserkanistern und Seifen mit anschließender Aufklärung, die Verteilung von Plakaten, auf denen das Corona-Virus und die Verhaltensregeln dargestellt sind, durchführen. Es gelang auch Masken in den Schulen, besonders bei Prüfungsklassen, zu verteilen.

Gemeinschaftsarbeiten wurden organisiert, z.B. die Reinigung von Gemeinschaftsräumen und Wegen beim Haus der Bäuerinnen, der Schulkantine und des Ladens. Ein Teil der Arbeiten erfolgte in Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinde, insbesondere in Tsara und Mahafaly.

Das Tragen einer Maske ist bei uns in Madagaskar verpflichtend. Am besten wird diese Regel in der Stadt beachtet. Auf dem Land ist das Tragen von Masken ebenfalls Pflicht, aber die Menschen tragen im Alltag keine Masken, außer wenn sie auf den Markt gehen. Es stehen auch nicht genügend Masken für alle zur Verfügung. Selbst die Frauen, die Masken erhalten haben, tragen sie nicht im Alltag. In den engen Behausungen ist auch die Abstandsregelung nicht einzuhalten.

Wir sind wegen des Corona-Virus insgesamt in unseren Projekten und Bildungsmaßnahmen „aufgehalten“, d. h. eingeschränkt worden und kümmern uns neben den Corona-Maßnahmen um die Versorgung der Familien mit Reis.

Für eure Soforthilfe von 1.000 Euro für den Reis-Kauf und für die Aufstockung der Darlehenskasse von 1.500 Euro sind wir sehr dankbar. Da die Reisernte in diesem Jahr sehr schlecht war und es nur eine unzureichende Menge von Rohreis gab und wegen des Anstiegs der Preise, haben wir an die Frauen kleine Darlehen ausbezahlt. So können sie die Ernährungssituation ihrer Familie ein wenig verbessern.

 

Suzanne

FIVOY Fianarantsoa, Madagaskar